Der offizielle Name des gemeinhin die „Blaue Moschee“ genannten riesigen Baus an der Südostseite des Atmeydanı (Hippodroms) lautet Sultan Ahmet Camii....
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Der offizielle Name des gemeinhin die „Blaue Moschee“ genannten riesigen Baus an der Südostseite des Atmeydanı (Hippodroms) lautet Sultan Ahmet Camii. Ihr Gründer Ahmed I. (1590-1617) wurde 1603 nach dem Tod seines Vaters Mehmet III. im Alter von 13 Jahren – also nach islamischem Recht noch vor dem Erreichen der religiösen Mündigkeit – dessen Nachfolger als Sultan. Was / wer den jungen Mann dazu bewog, 1609 neben der Hagia Sophia (die der Eroberer der Stadt, Mehmed II. Fātiḥ in eine Moschee umgewandelt hatte), an der Südostseite des Atmeydanı (Hippodroms) eine weitere monumentale Moschee errichten zu lassen, ist nicht bekannt. Da diese 6 Minarette aufweist – eine „Rekordzahl“, die nur von zwei Moscheen in der Heimat des Propheten – in Medina und Mekka – übertroffen wird, liegt die Vermutung nahe, dass Ahmed I. Istanbul zu einem weiteren Zentrum des Islam (neben Mekka, Medina und Jerusalem) machen und damit die Vormachtstellung des sunnitischen Zweigs des Islam absichern wollte. Ein weiterer Grund für die Errichtung des riesigen Baus könnte das Konzept der „damnatio memoriae“ gewesen sein: Die Moschee wurde auf dem Grundstück errichtet, auf dem einst der große byzantinische Kaiserpalast gestanden hatte: Ausgrabungsarbeiten der archäologischen Institute der Universitäten Ankara und Saint Andrew (Schottland), begonnen vor dem zweiten Weltkrieg und danach in mehreren Kampagnen zwischen 1947 und 1954 abgeschlossen, legten südlich der Moschee das (ein?) Peristyl dieses Palastes frei: Die Bodenmosaiken wurden in situ belassen und bilden die Grundlage für das Mosaiken-Museum. – Angesichts der Höhe eines bei den Grabungen zudem freigelegten Torbaus (10 m) konnte man feststellen, dass das Gelände, auf dem die Moschee errichtet wurde, vor Baubeginn zumindest teilweise aufgeschüttet worden sein muss.
Die üppige Innenausstattung der Moschee mit blauen Fliesen, die an die Masjed-e Shah (jetzt Masjed-e Emam) in Isfahan erinnert, geht freilich nicht unmittelbar auf Ahmed I. zurück. Sie hat wahrscheinlich damit zu tun, dass in dieser Zeit – nicht nur aus politischen Gründen – immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den sunnitischen Osmanen und den schiitischen Safawiden im Iran stattfanden und die Osmanen als die Vormacht innerhalb der Sunna und die Safawiden als die Vormacht in der Schia ihre religiöse Bedeutung u.a. durch Prachtbauten unterstreichen wollten.
Der Architekt der Sultan Ahmet Camii war Mehmet Ağa (Mehmed Agha), ein Schüler des wohl bedeutendsten osmanischen Baumeisters Yusuf Sinan (Mimar Sinan).
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Synonyme:
Ortslage:
Istanbul (PHS), İstanbul, Byzanz, Byzantion, Βυζάντιον, Byzantium, Bizans, Konstantinopel, Constantinople
Provinz:
Istanbul, İstanbul
Land:
Republik Türkei
Hintergrundinformationen:
Publizist:
KiBiDaNO
Aufnahme-Kontext:
Orientreise 1968 (Türkei-Iran-Irak / Rüdiger Bartelmus, Paul Kübel, Birger Maiwald)
Kategorien:
Sakral, Islamisch, Sunnitisch, Moschee, 3. Jh. n. Chr., 17. Jh. n. Chr., 20. Jh. n. Chr., Istanbul (PHS), Stadt