Kayseri / Archäologisches Museum / Hieroglyphen-Luwische Inschrift
MyCoRe ID:
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Titel:
Kayseri / Archäologisches Museum / Hieroglyphen-Luwische Inschrift
Landessprachlich:
Kayseri / Arkeoloji Müzesi / Hiyeroglif-Luwish Yazit
Ort:
Kayseri (PHS)
Provinz/Region:
Kayseri
-
Republik Türkei
Bild-Informationen:
Photograph:
Rüdiger Bartelmus
Aufnahmedatum:
22.09.1976
Texte:
Rüdiger Bartelmus
Beschreibung:
Hieroglyphen-Luwische Inschrift aus der Eisenzeit, in der Kültepe-Kaneš ein wichtiger Ort in einem Reich war, das einen kleinen Teil des untergegangenen hethitischen Großreichs umfasste.
Kültepe-Kaneš ist eine archäologische Fundstätte, die etwa 20 km nordöstlich von Kayseri liegt. Kültepe bedeutet „Aschehügel“, ist also ein Ausdruck, der in einer Zeit entstand, in der Archäologie noch keine Rolle im Leben der anatolischen Landbevölkerung spielte. Kaneš ist dagegen der Name des Ortes im 2. und beginnenden 1. Jahrtausend v.Chr. Von besonderer Bedeutung ist dieser Fundort, weil dort weit mehr als 20.000 Tontafeln gefunden wurden.
In diesem Fall kann der Autor für genauere Informationen ohne jedes "Wenn" oder "Aber" auf den Artikel in Wikipedia verweisen, der offenbar von einer Person geschrieben wurde, die an den Grabungen vor Ort beteiligt war, der aber trotzdem so konzis formuliert ist, dass man in kurzer Zeit alles Wesentliche erfahren kann.
Sachl. Kontext:
Kayseri ist – anders als viele andere großen Städte in der Türkei – eine relativ junge Stadt. Sicher weiß man nur so viel, dass südlich des heutigen Stadtkerns...
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Kayseri ist – anders als viele andere großen Städte in der Türkei – eine relativ junge Stadt. Sicher weiß man nur so viel, dass südlich des heutigen Stadtkerns im 3. Jh. v.Chr. in der vom Karasu Çayı durchflossenen sumpfigen Ebene nördlich des Erciyes Dağı eine vermutlich schon von Hethitern gegründete Siedlung namens Mazaka existierte, die in hellenistischer Zeit unter dem Namen Eusebeia Hauptstadt des Königreichs Kappadokien wurde. Im 1. Jh. v.Chr. wurde Eusebeia zunächst vom armenischen König Tigranes II. eingenommen, der die Stadt (und ganz Kappadokien) aber schon nach wenigen Jahren den Römern unter Tiberius überlassen musste. Letztererer war es wohl auch, der den Kern der Stadt etwas nach Norden verlegte und ihr den Namen Caesarea bzw. Καισάρεια gab. Im 3. Jh. n.Chr. fiel die Stadt unter Kaiser Valerian dann für kurze Zeit wieder an eine orientalische Macht, die Sasaniden, die die Stadt indes schon im 4. Jh. n.Chr. wieder an die Römer (Ostrom bzw. Byzanz) verloren.
Neben diesen politischen Veränderungen erfuhr die Stadt in dieser Zeit auch eine in Sachen Religion: Auf der Basis der pauschalen Aufzählung von „auserwählten Fremdlingen, die verstreut“ in Kleinasien wohnen (1. Petr. 1,1) kann man vage folgern, dass sich in Caesarea bald Christengemeinden gebildet haben müssen, auch wenn im Petrusbrief (einem Pseudepigraph vom Beginn des 2. Jhs. n.Chr.) nur Kappadokien (und nicht Caesarea) erwähnt wird. Auf sicherem Boden bewegt man sich dann aber Beginn des 4. Jh.s n.Chr.: Damals wirkte bereits ein Metropolit in Caesarea, was natürlich voraussetzt, dass sich das Christentum schon seit längerer Zeit in Caesarea als Religion durchgesetzt haben muss (vgl. dazu W. Hage, Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 229f.). Ja man kann aus dem Umstand, dass der Metropolit Basilius der Große – einer der drei kappadokischen Kirchenväter (vgl. W.-D. Hauschild, Art. Basilios von Caesarea, TRE, Bd. 5, 301-313) – in Caesarea Sozialwerke wie Armenspeisung, Spitäler und Altersheime einrichten konnte, erschließen, dass sich in dieser Zeit schon eine Vorstufe zu dem Phänomen ausgebildet hatte, das später mit dem Begriff „Thron und Altar“ beschrieben wurde.
Beendet wurde diese lange Phase dann 1077 n.Chr.: Turkmenen und Kreuzfahrer übernahmen die Stadt, freilich jeweils nur für kurze Zeit. Für längere Zeit stand Kayseri dagegen unter der Herrschaft der Seldschuken, die kurzfristig von den Mongolen abgelöst wurden, die wiederum von den Osmanen besiegt wurden. Dieser Wechsel wiederholte sich ein weiteres Mal 1468. Erst mit dem Ende des osmanischen Reichs erfolgte der bisher letzte Wechsel: Kayseri ist jetzt die Hauptstadt einer wichtigen Provinz im Zentrum der Republik Türkei.
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