Midas-Stadt / Höhlenbehausung mit angeschlossenem Wohnhaus
MyCoRe ID:
kibidano_kibpic_00016762
Titel:
Midas-Stadt / Höhlenbehausung mit angeschlossenem Wohnhaus
Landessprachlich:
Midas Ṣehri / Mağaralar konutu ve ev
Ort:
Seyitgazi
Provinz/Region:
Eskisehir
-
Republik Türkei
Bild-Informationen:
Photograph:
Rüdiger Bartelmus
Aufnahmedatum:
23.09.1968
Texte:
Rüdiger Bartelmus
Beschreibung:
Größere Wohneinheit: "Modernes" Haus neben alten Wohnhöhlen, die z.T. als Stall oder auch Vorratsräume genutzt wurden
Sachl. Kontext:
Midas Ṣehri ist eine archäologische Fundstätte bei dem Dorf Yazılıkaya (gelegentlich auch Yazılıhöyük genannt – vielleicht um eine Verwechslung mit dem...
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Midas Ṣehri ist eine archäologische Fundstätte bei dem Dorf Yazılıkaya (gelegentlich auch Yazılıhöyük genannt – vielleicht um eine Verwechslung mit dem Yazılıkaya bei Ḫattuša zu vermeiden). Sie liegt etwa 60 km nördlich (nicht nordöstlich, wie in Wikipedia behauptet) von Afyon östlich der Straße Afyon-Seyetgazi-Eskiṣehir. Dass man einer Person, die man nur aus dem Griechisch-Unterricht bzw. Publikationen wie den „Sagen des klassischen Altertums“ von Gustav Schwab kennt, in Zusammenhang mit dem Namen eines archäologisch interessanten Ortes bzw. Objekts begegnet, ist selten. Dieser König ist – anders als Herakles oder Odysseus – immerhin sowohl in griechischen als auch in assyrischen Schriftquellen mit historischem Hintergrund als „Midas von Phrygien“ bzw. „Mita von Muški“ bezeugt. Sage ist bei ihm nur die Geschichte, dass er gegenüber dem Dionysos den Wunsch geäußert haben soll, alles was er berühre, solle zu Gold werden. Jedenfalls kommt es nicht oft vor, dass man bei genauerem Hinsehen auf textliche Hinweise bzw. archäologische Funde anerkennen muss, dass eine solche mit einer Sage verbundene Person vielleicht tatsächlich etwas mit dem nach ihm benannten Ort zu tun hatte. Im Falle der nach dem Midas benannten Ortslage, ist die Sache allerdings ein wenig komplizierter:
Das auffälligste Objekt in Midas Ṣehri ist eine 16 m breite und 17 m hohe, in einen frei stehenden Felsen gehauene und mit geometrischen Mustern verzierte Fassade, in die ganz unten eine Art Kammer eingelassen ist, die man als Grabkammer interpretieren zu können meinte. Da man bereits im frühen 19. Jh. oberhalb des Giebels eine altphrygische Inschrift so weit entziffert hatte, dass man die Buchstaben MIΔAI identifizieren konnte, ergänzte man die Buchstabenfolge (mental) um ein Σ, so dass man den bekannten Namen Midas gefunden hatte. Damit war die Bezeichnung des Objekts als „Midas-Grab“ für längere Zeit festgeschrieben. Im Jahre 1900 identifizierte indes der Archäologe Alfred Körte das – visuell auf die Frontansicht eines Kulthauses reduzierte – Objekt als ein Kultmonument, bei dem in die unten eingelassene Kammer bei Festen eine Statue der Kybele gestellt werden konnte. (Für ein Grab fehlte ohnehin seit eh und je der ganz unten befindlichen – nur angedeuteten – Kammer die notwendige Tiefe). Seither gilt der größte Grabtumulus in Gordion (das ca. 120 km östlich von Yazılıkaya bei Polatlı liegt) als das Grab des Midas, doch der Name Midas blieb weiterhin mit Ort und Objekt verbunden. Dass auf dem Felsplateau bei Yazılıkaya zur Zeit des Midas eine größere phrygische Siedlung existiert hat, wird ohnehin von keinem ernstzunehmenden Forscher bestritten; besiedelt war die Ortslage indes schon seit etwa 1000 v.Chr., also einige Zeit bevor sich dort Phryger niederließen.
In (und neben) den Felshöhlen auf dem Plateau lebten übrigens noch Mitte des 20. Jhs. einige Familien – freilich keine Phryger, sondern Türken tscherkessischer Herkunft.
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Synonyme:
Ortslage:
Seyitgazi
Provinz:
Eskisehir, Eskişehir
Land:
Republik Türkei
Hintergrundinformationen:
Literatur u.a.:
W. Dorn, Türkei. Zentralanatolien, Ostfildern, 2. Aufl. 2006, 178-182
Publizist:
KiBiDaNO
Aufnahme-Kontext:
Orientreise 1968 (Türkei-Iran-Irak / Rüdiger Bartelmus, Paul Kübel, Birger Maiwald)