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Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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Mar Gabriel / Portal

MyCoRe ID:kibidano_kibpic_00016503
Titel:Mar Gabriel / Portal
Landessprachlich:Deyrulumur / kapı
Provinz/Region: Mardin - Republik Türkei
 

 
Bild-Informationen:
 
Photograph:Rüdiger Bartelmus
Aufnahmedatum:25.09.2003
Texte:Rüdiger Bartelmus
Beschreibung:Perfekt restauriertes Portal im oberen Kloster
Sachl. Kontext:
Das berühmte Kloster Mar Gabriel liegt gut 20 km südöstlich von Midyat etwa 3 km nordöstlich der Hauptroute Midyat–Cizre–Irak. Gegründet angeblich um 400...
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Synonyme:
 
Objekte:Turoyo, Surayt, Suryaya, Suryoyo, Swadaya
Personen:Omar I., عمر بن الخطاب, ʿUmar b. al-Ḫaṭṭāb, ʿUmar ibn al-Ḫaṭṭāb, Umar ibn al-Chattab, 'Umar ibn al-Khattab, Omar ibn al-Khattab, 'Omar bin al-Khatab, Amr ibn al-Chatab, al-Chataab, al-Khataab, Khattaab, al-Chattaab, Al Kattab, Osmanen, العثمانين, al-ʿUṯmāniyyūn, Osmanlılar, عثمانيلر, Osmânîler, Ottomans, Ottomanen, Sasaniden, ساسانيان, Sāsānīyān, Sassaniden
Ortslage:Tur Abdin, Tur 'Abdin, Ṭur ʿAbdin, Ṭūr ʿAbdīn,
Mar Gabriel Manastırı, Mor Gabriel Manastırı, Kloster Kartmen
Provinz:Mardin
Land:Republik Türkei
 
Hintergrundinformationen:
 
Publizist:KiBiDaNO
Aufnahme-Kontext:Das berühmte Kloster Mar Gabriel liegt gut 20 km südöstlich von Midyat etwa 3 km nordöstlich der Hauptroute Midyat–Cizre–Irak. Gegründet angeblich um 400 n.Chr. durch einen Heiligen namens Samuel hat es eine wechselvolle Geschichte erlebt: Nicht nur Reichtum und Armut, auch Zerstörungen und Wiederaufbau wechselten mehrfach miteinander ab, ebenso der Name des Klosters: Allein der DuMont Kunst-Reiseführer Ost-Türkei von Volker Eid nennt folgende weitere Namen: "Kloster (von) Qartamín" (so hieß der Ort einst), "Mar Samuel, Mar Simeon, Deir Amr" bzw. Deyrulumur (letztere Namen wohl eine Verballhornung von Omar. Diese Deutung ist sehr plausibel, weil überliefert ist, dass der Umayyaden-Kalif Omar 640 dem Namenspaten des heutigen Klosters, "Abtbischof Gabriel, beträchtliche Privilegien" gewährt hat). Der Kalif stand damit übrigens in einer gewissen Traditionslinie, denn bereits der zum Miaphysitismus (Monophysitismus) neigende Kaiser Theodosios II. (408-450) hatte das Kloster gefördert, ebenso auch der Kaiser Anastasios (491-518).
Mit dem Konzil von Chalcedon (451) hatte sich allerdings die Lage für die – später syrisch-orthodoxe Christen bzw. Jakobiten genannten – Miaphysiten längst strukturell verschlechtert. Es war dann v.a. der Kaiser Justinian I. (527-565), der – obwohl seine Gattin Theodora dem Miaphysitismus zuneigte – gewissermaßen "mit Feuer und Schwert" gegen die Miaphysiten vorging: Das Kloster wurde zum ersten Male zerstört. Nachdem es kurzzeitig wieder aufgebaut worden war, erfolgte 580 eine erneute Zerstörung, diesmal nicht aus religiösen, sondern aus machtpolitischen Gründen: Die mit dem Oströmischen Reich um die Vormacht im Nahen Osten kämpfenden Sasaniden zerstörten das Kloster samt seiner großen Bibliothek und verschleppten die Mönche. Eine oben bereits angesprochene Wende zum Besseren erfolgte, als die Muslime Byzanz, das sich zuvor wiederum gegen die Sasaniden durchgesetzt hatte, zurückgedrängt hatten. Es war vielleicht nicht nur politisches Kalkül, dass Kalif Omar dem Kloster Privilegien gewährte. Die miaphysitische Lehre der Jakobiten empfanden die muslimischen Theologen vermutlich als weniger anstößig als die Zweinaturenlehre, die sich im Oströmischen Reich weitgehend durchgesetzt hatte.
Wohl nicht zufällig war diese christliche Stätte auf alle Fälle für längere Zeit gemeinsamer Pilgerort für kranke Christen, Muslime und Jeziden (Jesiden, Yezīdī, Êzîdî). Die meisten dieser Pilger suchten die dortige Kirche auf, um durch Heilschlaf wieder gesund zu werden.
Inwieweit der Mongolensturm das Kloster unmittelbar betraf, ist nicht bekannt. Es lag vielleicht zu weit abseits der damaligen Hauptrouten. Bekannt ist nur, dass das Kloster nach und nach verarmte. Im osmanischen Reich, nicht viel anders in der Türkei Atatürks, waren (syrische) Christen und damit auch Klöster zumeist immerhin geduldet (Ausnahme: Das Pogrom von 1915), anders als die Armenier, eine andere, wesentlich größere ethnisch-religiöse, miaphysitische, christliche Gemeinschaft, die mehrfach Opfer von Pogromen wurden. Dank der Lage des Klosters am äußersten und wirtschaftlich wenig bedeutenden Südrand der Türkei lag es ohnehin nicht in Fokus der regierenden Mehrheit, so dass es sich nach dem 1. Weltkrieg allmählich wieder wirtschaftlich erholen konnte: Die noch in Tur Abdin verbliebenen syrisch-orthodoxen Christen rückten enger zusammen und sammelten sich im Südosten der Provinz Mardin – nunmehr einer entlegenen Ecke der zentralistisch strukturierten Türkei Atatürks. In diese Region breiteten sich freilich von Osten her auch sunnitische Kurden aus (heute die Mehrheit der Bevölkerung) und bedräng(t)en die Christen. Demgegenüber unterstützten die meist nach Europa Ausgewanderten ihre nach wie vor Syrisch-Aramäisch (Ṭuroyo) sprechenden Landsleute bzw. Glaubensgenossen – und ganz besonders das Kloster Mar Gabriel – mit Spenden.
Genauere Informationen zur aktuellen Lage fehlen dem Autor (Stand 2019).
[Das einst ähnlich wichtige Kloster in Hah (Anıtlı) mit seiner (kunsthistorisch) bedeutenden Marienkirche – nicht anders als Mar Gabriel früher Sitz eines Bischofs – erfuhr (da an den Rand gerückt) weniger Förderung als Mar Gabriel. Nur die kunsthistorisch als eine Art Unikat eingestufte Marienkirche bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme; ein Kloster im engeren Sinne existiert in Hah aber nicht mehr].
Kategorien:Sakral, Christlich, Syrisch-Orthodox, 5. Jh. n. Chr., 6. Jh. n. Chr., 7. Jh. n. Chr., 21. Jh. n. Chr., Mardin
 
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Letzte Änderung:16.05.2019
Statische URL:https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00016503