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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00015420 |
Titel: | Qasr al-Mushatta / Moschee |
Landessprachlich: | قصر المشتى / مسجد |
Provinz/Region: | Amman
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Haschemitisches Königreich Jordanien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 29.08.2008 |
Texte: | Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Die Überreste der neben dem Portal gelegenen Moschee in Qaṣr al-Mušatta; am besten erhalten ist der Mihrab. |
Sachl. Kontext: |
Das Wüstenschloß Qaṣr al-Mšatta (gelegen 35km südsüdöstlich von Amman unmittelbar neben dem internationalen Flughafen von Amman) geht nicht wie Qasṭal,...
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Das Wüstenschloß Qaṣr al-Mšatta (gelegen 35km südsüdöstlich von Amman unmittelbar neben dem internationalen Flughafen von Amman) geht nicht wie Qasṭal, Hallabat oder auch Qaṣr al-Ḥeir al Ġarbi in Syrien auf eine ältere römische Anlage zurück. Wohl aber läßt die Umfassungsmauer um das 144x144m umfassende Areal erkennen, dass sich die Erbauer am Vorbild römischer Kastelle orientiert haben: Die Mauer ist in regelmäßigen Abständen mit insgesamt 25 Türmen verstärkt. Mittlerweile hat sich als Konsens in Bezug auf die Entstehungsgeschichte dieser riesigen Anlage ergeben, daß es wohl al-Walid II. war, der den – nie vollendeten Bau – in Auftrag gab. Da er bei der Planung keinerlei Rücksicht auf die Realisierbarkeit des Projekts genommen hatte – die nächste größere Wasserstelle lag ca. 25km entfernt –, ist es wenig verwunderlich, daß die Bauarbeiten nur schleppend vorankamen: Viele der eingesetzten Zwangsarbeiter starben wegen der unzureichenden Versorgung mit Wasser. Daß dieser Willkürakt einer der Gründe dafür war, daß al-Walid II. schon nach kurzer Regierungszeit 126AH / 744 n.Chr. bei einer Revolte ums Leben kam, kann vermutet werden. Jedenfalls mußte sich sein Nachfolger Yazid III. den Stämmen gegenüber dazu verpflichten, keine Schlösser mehr zu bauen. Angesichts dieser Umstände ist es erstaunlich, wie viel von der ursprünglichen Planung in so kurzer Zeit realisiert werden konnte: Der – seit 1903 partiell in der islamischen Abteilung des Pergamon-Museums in Berlin befindliche – prachtvoll gestaltete Eingangsbereich, dazu große Teile der Umfassungsmauer und der Residenzbau, bestehend aus einer Thronhalle und vier in Anlehnung an das Beit-System konzipierten Wohnkomplexen aus jeweils fünf Räumen.
Nimmt man die Vielfalt der architektonischen Elemente und anderer Aspekte an den gemeinhin Wüstenschlösser genannten Bauten wahr, verwundert es nicht, daß in der Forschung sehr unterschiedliche Theorien entwickelt wurden, zu welchem Zweck diese Anlagen von den Umayyaden errichtet wurden: Je nachdem, welches Merkmal ein Forscher in den Mittelpunkt seiner Theoriebildung rückte, wurde postuliert, ihr Bau sei aus militärischen, sozialpsychologischen, wirtschaftlichen, medizinischen oder politischen Beweggründen heraus erfolgt – auch Kombinationen aus diesen Aspekten wurden vertreten.
Da einige von den Wüstenschlössern auf römische Kastelle zurückgehen bzw. zumindest im Umfeld militärisch wichtiger Straßen liegen, und die entsprechenden Bauten zudem gut befestigt wirken, ging man lange von der Annahme aus, die Umayyaden hätten die römisch-byzantinische Wehrdoktrin unverändert übernommen, gemäß der militärische Stützpunkte in der Wüste für die Verteidigung der Grenzen im Osten zwingend notwendig sind. Bei genauerem Hinsehen erwies sich indes, daß die dicken Mauern und Türme allenfalls als Schutz vor militärisch wenig potenten Angreifern geeignet waren. Eine aktive Auseinandersetzung mit einem regulären Belagerungsheer wäre angesichts der Konstruktion der Bauten kaum möglich gewesen. – Alois Musil, der die Wüstenschlösser für die westliche Forschung gewissermaßen "wiederentdeckte", vertrat dem gegenüber die These, die Umayyaden hätten sich nur sehr ungern von ihren beduinischen Wurzeln gelöst und wären daher so oft wie möglich in die Wüste zurückgekehrt; in Zeiten, in denen in den Städten ansteckende Krankheiten wie die Pest wüteten, wäre dieses emotionale Motiv auch noch rational verstärkt worden: Die Wüstenschlösser wären demgemäß so etwas wie Sommerresidenzen und Zufluchtsorte gewesen. – Auf der Basis von zeitgenössischen Berichten über das laszive Treiben der Umayyaden und unter dem Eindruck von Bildern aus Quṣair ʿAmra wurde diese Theorie sozialpsychologisch dahingehend weiterentwickelt, daß die Kalifen die Abgeschiedenheit der Wüste dazu nutzten, hier fern der Kontrolle durch die Öffentlichkeit bzw. durch die muslimische Geistlichkeit Lustbarkeiten zu genießen, die Muslimen verboten waren. – Wieder andere Forscher nahmen die perfekte Versorgung der meisten Wüstenschlösser mit Wasser – Mšatta bildet hier eine Ausnahme – zum Anlaß, in ihnen eine Art landwirtschaftliche Staatsdomänen zu sehen: Einen konkreten Ansatzpunkt für die Entwicklung dieser Theorie boten etwa die Gegebenheiten in Qaṣr al-Ḥeir aš-Šarqi; aber auch die perfekte Wasserversorgung von Qaṣr al-Ḥallābāt ließe sich als Argument für diese Theorie anführen. Dazu fügt sich gut der religiös-politische Aspekt, daß die umayyadischen Herrscher als Muslime andere Muslime nicht enteignen durften: Landbesitz als Basis der Macht ließ sich praktisch nur in der Wüste ohne größere Probleme erwerben; er ließ sich bei einer entsprechenden Versorgung mit Wasser dann natürlich auch wirtschaftlich nutzen. Angesichts der architektonischen Anlage der Wüstenschlösser nach dem für Städte typischen Beit-System – mehrere geschlossene Wohneinheiten von fünf und mehr Räumen sind um einen Hof in der Mitte des Gebäudes angeordnet – und der prächtigen Repräsentationsräume spricht indes wenig für diese Theorie. – So dürfte am ehesten die verschiedene Aspekte kombinierende Vermutung von Heinz Gaube zutreffen, die Umayyaden hätten die Wüstenschlösser als Orte einer rotierenden Hofhaltung in die Wüste gesetzt, um so eine Kontrolle auch über die Nomaden in ihrem Herrschaftsgebiet ausüben zu können: Den beduinischen Stammesführern, die zu Beratungen oder Festen in die prächtigen Residenzen kamen, konnte hier sinnenfällig (und in der gleichen Form wie den Städtern) die Bedeutung und Macht ihrer Oberherren demonstriert werden; daß die Kalifen so das politisch Nützliche mit dem Angenehmen (Jagd, gutes Klima, geringe Sozialkontrolle) verbinden konnten, war zweifellos ein weiterer Beweggrund für die Errichtung der Wüstenschlösser bzw. für den Umbau von römischen Kastellen in palastartige Bauten.
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Objekte: | Mihrab, محراب, Miḥrāb, Mihraab, Mehrab, Mehraab, Mikhrab, Mekhrab, Mahrab, Mahraab, Mihrâb, Mohrab, Pl. محاريب, Maḥārīb, Gebetsnische, Prayer Niche, Moschee, جامع, Ǧâmiʿ, Ǧāmiʿ, Ǧâmi', Ǧāmi', Ǧumʿah, Ǧum'ah, Ǧumʿeh, Ǧum'eh, Gami'a, Gami', Jumeh, Jumih, Jumi, Jume, Jome, Jomi, Jameh, Jame, Jamih, Jami, Jâmi, Jâme, Djami, Djame, Djome, Djuma, Djomeh, Djameh, Pl. جوامع, Ǧawāmiʿ, مسجد, Masǧid, Masǧed, Masjid, Masjed, Masgid, Masged, Masdschid, Masdsched, Masdjid, Masd̲j̲id, Masdjed, Mascid, Masced, Mosque, مسجد جامع = große Moschee, Freitagsmoschee, Great Mosque, Versammlungsmoschee, Congregational Mosque, Pl. مساجد, Masāǧid, Palast / Schloß, قصر, Qaṣr, Qasr, Quasr, Ḳaṣr, Kasr, Qazr, Pl. قصور, Deminutiv قصير, Quṣūr, Quṣair, Quṣayr, Quṣeir, Ḳuṣejr, Quseir, Quser, Qusayr, سراى, sarāy, Saray, Serail, Palace, Castle |
Personen: | Umayyaden, الأمويون, بنو أمية, Banū Umayya, al-Umawīyūn, Umayyad, Umayaden, امویان, Umajaden, Umajjaden, Umaijjaden, Umaijaden, Umaiyaden, Umaiyyaden, Umeyyaden, Umiyaden, Umijaden, Ummayyaden, Ummayaden, Ummaiyaden, Umayiden, Umayyiden, Umajiden, Ummayyiden, Ummayiden, Omayyaden, Omayaden, Omaiyaden, Omajaden, Omaijaden, Omajjaden, Omaijjaden, Omaiyyaden, Omajjiden, Omajiden, Omayiden, Omayyiden, Omaijiden, Ommayyaden, Ommayaden, Ommajaden, Ommajjaden, Ommaijaden, Ommejaden, Ommeyaden, Ommijaden, Omeijaden, Omeiyaden, Omeyaden, Omejaden, Omijaden, Omijjaden, los Omeyas, Omeyyades, Umayyah, al-Umawiyyūn, Banu Umaiya, Umawiyun, , al-Walid II., الوليد بن يزيد, ʾal-Walīd ʾibn Yazīd, al-Walīd ibn Yazīd, Walid ibn Yazid, الوليد بن يزيد بن عبد الملك, Al-Walid II. ibn Yazid ibn Abd al-Malik |
Ortslage: | Qaṣr al-Mšattaʾ, Qaṣr al-Mushattaʾ, Qasr al-Mushatta', Qasr Mushatta, Qasr al-Mshatta, Qasr al-Mshata, Qasr al-Mushata, Qasr el-Meshatta, Qasr al-Mschatta, Mschatta, Palace of Walid II |
Provinz: | Amman, محافظة العاصمة, Muḥāfaẓat al-ʿĀṣima, Mohafazat al-Aṣima, Muhafazat al-Asima |
Land: | Haschemitisches Königreich Jordanien, الأردنّ, المملكة الهاشمية الأردنية, al-Mamlaka al-Hāšimīya al-Urdunnīya, al-Urdunn, Al-Mamlakah al-Urdunniyyah al-Hāšimiyyah, al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāschimiyya, Al-Urdonn, Hashemite Kingdom of Jordan |
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Literatur u.a.: | K.A.C. Creswell, Early Muslim Architecture, Vol. II, Oxford 1932 (2nd Edition 1969), 578-606 |
Publizist: | KiBiDaNO |
Aufnahme-Kontext: | Syrien-Jordanien-Exkursion 2008 der Theologischen und Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und Prof. Dr. Ulrich Hübner (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie), Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam (Institut für Orientalistik, Lehrstuhl für Islamwissenschaft) und Prof. Dr. Josef Wiesehöfer (Institut für Altertumswissenschaft) |
Kategorien: | Sakral, Islamisch, Sunnitisch, Moschee, 8. Jh. n. Chr., Wüsten, Amman |
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Letzte Änderung: | 10.04.2013 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00015420 |
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