Teilrestaurierte mittelalterliche Brücke über den Adonisfluß.
Sachl. Kontext:
Die Schlucht des Nahr Ibrahim, des antiken Adonisflusses, zählt nicht nur zu den landschaftlich eindrücklichsten Gegenden im Libanon – auch kultgeschichtlich...
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Die Schlucht des Nahr Ibrahim, des antiken Adonisflusses, zählt nicht nur zu den landschaftlich eindrücklichsten Gegenden im Libanon – auch kultgeschichtlich stellt das Tal einen außergewöhnlichen Ort dar: Entlang der Schlucht des Flusses, der in der Nähe von Byblos ins Mittelmeer mündet, finden sich unzählige Heiligtümer.
Die Entstehung der spektakulären Landschaft ist geologisch relativ einfach zu erklären: Der Fluß ist zwar nur rund 40 km lang, aber er stürzt auf dieser Strecke weit mehr als 1000m in die Tiefe. Wasser ist im Überfluß vorhanden – das am Ostrand des Mittelmeers unvermittelt bis auf gut 3000m ansteigende Küstengebirge des Libanon sorgt für ergiebige Niederschläge im West-Staubereich – und so konnte das mit einer hohen Fließgeschwindigkeit talwärts strömende Wasser im Verlauf von Jahrtausenden eine tiefe Spur in dem weichen Gestein des Faltengebirges hinterlassen – das Ergebnis ist die extrem tief eingerissene Schlucht.
Kultgeschichtlich stellen sich die Dinge komplizierter dar: Das Objekt der Verehrung hat sich seit der Antike geändert, der Heiligkeit des Ortes hat dies indes keinerlei Abbruch getan: In der griechisch-römischen Antike verehrte man hier den jungen Liebhaber der Aphrodite – den schönen Adonis – der der Sage nach hier von einem Eber getötet wurde (den der eifersüchtige Ares auf ihn gehetzt hatte), aber ebenso seine Geliebte – die Liebesgöttin. Warum an der Quelle des Flusses eine Göttin verehrt wurde (und dies vermutlich schon lange vor der Hellenisierung des Orients), erklärt sich unschwer, wenn man die riesige Höhle in einer Felswand sieht, aus der dieser entspringt (vgl. die Bilder ID 6897-99 und 6901-02); sie wird nach dem nahe gelegenen Ort Afqa zumeist "Afqa-Grotte" genannt (Afqa ist aramäisch und heißt "Austritt"). Auch die Verortung der Sage von Adonis an diesem Ort hängt mit einem Naturphänomen zusammen, aber mit einem nur temporär zu beobachtenden: Der Fluß färbt sich nach starken Regenfällen rot, und das brachte man mit dem Blut des getöteten Geliebten der Aphrodite bzw. Venus zusammen. – Auch wenn sich im arabischen Fluß-Namen Ibrahim (Abraham) der männliche Aspekt gehalten hat, heute wird im Umfeld der Quellgrotte des Flusses von Christen wie von Muslimen nur noch ein weibliches Wesen mit dem Namen Zahra oder schlicht "die Frau" verehrt, wobei Christen natürlich an Maria denken: Die Überreste des römischen Venus-Tempels in der Nähe der Grotte werden von ihnen als Relikte einer Marienkirche gedeutet.
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Synonyme:
Provinz:
Jabal Loubnane, محافظة جبل لبنان, Muḥāfaẓat Ǧabal Lubnān, Muhafazat Djabal Lubnan, Mohafazat Jabal Lubnan, Libanonberg, Djabal Loubnan, Djabal Loubnān