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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00014475 |
Titel: | Amadiyya / Grabbauten |
Landessprachlich: | عمادية / ترب |
Ort: | Amadiyya |
Provinz/Region: | Dahuk
-
Republik Irak |
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Photograph: | Nils Feindt-Riggers |
Aufnahmedatum: | 01.04.2010 |
Texte: | Nils Feindt-Riggers, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Drei historische überkuppelte Grabbauten – die vorderste ist nur noch eine Ruine – am Stadtrand von Amadiyya. |
Sachl. Kontext: |
ʿAmadiyya (kurdisch ʿAmedī) ist eine kleine irakische Stadt in der Provinz Dahuk in der Autonomen Region Kurdistan, ca. 90 km nordnordöstlich von Mosul...
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ʿAmadiyya (kurdisch ʿAmedī) ist eine kleine irakische Stadt in der Provinz Dahuk in der Autonomen Region Kurdistan, ca. 90 km nordnordöstlich von Mosul und nur 17 km südlich der türkischen Grenze jenseits der Beshesh-Berge. Sie liegt hoch über dem Tal des Gāra-Flusses, eines Nebenflusses des Großen Zāb im Ṭiyārī-Gebirge auf einem ca. 1000m langen und 500m breiten, die Gegend nach allen Seiten hin überragenden Bergplateau in rund 1190m Höhe und hat heute annähernd 6000 Einwohner. Die Versorgung der Stadt mit Wasser erfolgt über Zisternen im Felsen. Das Klima in ʿAmādiyya ist besonders im Sommer heiß und ungesund.
Die Geschichte der Stadt geht vermutlich bis 3000 v.Chr. zurück. Amadiyya besaß dank der Lage auf einem Berg immer eine strategische Bedeutung; Befestigungsanlagen sorgten dafür, daß die Stadt nur schwer einzunehmen war. Von hier aus sind in Richtung Osten das Tal des Zāb (samt den Nebenflüssen Šamdīnān, Rū-Kučuk, Rawānduz) und in Richtung Westen die vom Kleinen Khabur geprägte Region leicht zu kontrollieren. Angesichts dessen ist es kein Wunder, daß sich hier Ruinen assyrischer Bauten finden. Die Gegend gilt sodann als die Heimat der Magier (maguš; Priester?), die im antiken Persien eine wichtige Rolle spielten. Dazu paßt, daß Amadiyya einer Legende zufolge der Heimatort der drei "Weisen aus dem Morgenland" war, die sich – so berichtet es jedenfalls das Matthäusevangelium – geführt von einem Stern nach Palästina auf den Weg machten, um den neugeborenen König der Juden aufzusuchen, und dann in Bethlehem das kleine Jesuskind fanden und reich beschenkten (Mt 2,1-12). Amadiyya war zudem – das ist historisch belegt – Geburtsort des jüdischen Pseudo-Messias David Alroy, der 1163 einen Aufstand gegen die damaligen Herren der Stadt anzettelte, aber zusammen mit seinen Anhängern geschlagen und getötet wurde.
Nach den Angaben des Geschichtsschreibers Ibn al-Aṯīr bekam die Stadt ihren heutigen Namen nach dem Herrscher von Mosul ʿImād ad-Dīn Zangī, der 1142 auf dem Berg eine Festung baute, wo bereits vorher eine Burg namens Āšib gestanden hat. Aus der ursprünglichen Namensform ʿImādiyya wäre dann im Laufe der Zeit ʿAmādiyya geworden. Die Stadt wurde danach lange von kurdischen Emiren aus dem Geschlecht der Bahdīnān regiert, deren Anwesenheit in dieser Region sich bis 1203 zurückverfolgen läßt. Die Bahdīnān-Emire herrschten auf dem Höhepunkt ihrer Macht über ein Gebiet, das bis Dahuk und Zakhu reichte. Später gerieten sie in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Safawiden und den Osmanen (16.-17. Jh.). Letztere siegten schließlich und gliederten das kurdische Fürstentum erst in das Vilayet (Wilāyat) von Van (Wān) ein, dann in das von Mosul. Seit 1926 gehört die Stadt zum Irak.
Die Ruinen einer Synagoge und einer Kirche zeugen davon, daß hier einst Juden und Christen ansässig waren: Zu Ende des 19. Jh. lebten 6000 Menschen in Amadiyya, von denen 2500 muslimische Kurden, der Rest 1900 Juden und 1600 assyrische Christen waren. Bereits im 16. Jh. erwähnt der spanisch-jüdische Geschichtsschreiber R. Schlomo Ibn Verga (1450-1525), daß in dort eine jüdische Gemeinde existiert, ja er berichtet, sie sei zur Zeit von Alroy wohlhabend und angesehen gewesen. Zu Beginn der 1950er Jahre sind freilich alle Juden der Stadt nach Israel ausgewandert. Heute leben fast ausschließlich muslimische Kurden in Amadiyya.
Die historische Bausubstanz der Stadt umfasst eine Moschee (zangidisches Minarett aus dem 12. Jh.), zwei Grabbauten (Turab, sg. Turba), verschiedene alte Häuser und ein historisches Stadttor (Mosul-Tor / Bāb al-Mawṣil) nebst Befestigungsmauern.
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Objekte: | الزاب الاعلى, az-Zāb al-Aʿlā, الزاب الكبير, az-Zāb al-Kabīr, al-Zāb al-Akbar, Zab al-Kabir, Zab al-Khabir, زێ گورى, Zê Gewre, Zēʾ-i Bādinān, Zawa ʿelaya, Zabu ēlū, زاب بزرگ, Zâb-e Bozorg, Zap Suyu, Büyük Zap, Büyükzap Suyu, Çiğlı Suyu, Λύκος, Lykos, Ζάβας μέγας, Zabas megas, Lycus, Grosser Zab, Oberer Zab, Greater Zab, Great Zab, Grab / Grabanlage, قبر, مثوى, Qabr, Quabr, Qabar, Qaber, Qabir, Qubr, Kabr, Kubr, Maṯwan, Mathwan, Pl. قبور, مثاو, Maṯāwin, Qubūr, Tomb, Grave, Burial Site, Ḫābūr, Khābūr, Chabur, Habur |
Personen: | Zengi, زنكي, Zankī, Zenki, Zanki, زنگي, Zangi, Zengui, Sengi, pl. Zengiden, Zankiden, Sengiden, Imad ad-Din Zengi, عماد الدین زنكي, ʿImād ad-Dīn Zankī, Imad ad-Din Atabeg Zengi, Imaddin ibn Aqsunqur Zangi, Imad El-Deen Zengui, 'Imad al-Din Zanki |
Ortslage: | Amadiyya, العمادية, al-ʿAmādiya, ʿAmādiyya, Al Amadiyah, Amādiyah, ʿImādiyya, Amediye, Amedy, Aamiedy, Amedi, ʿAmedī, Amēdī, Amediyah, ʿAmādīyeh, `Amadiya, Amadia, ‘Amādīyah, `Amadiyah, Amadiyeh, Al ‘Amādīyah, ‘Amādīya, Amādia, Al `Amadiyah, ʿAmadiya |
Provinz: | Dahuk, محافظة دهوك, Muḥāfaẓat Dahūk, Muhafazat Dahûk, Mohafazat Dahouk, Dahok, Dohuk, Dohok, Dohak, Dohouk, Duhok, Duhak, Duhik, Duhuk, Duhouk, Dihok, Dihuk, Dihouk, D'hok, Dehok, Dehuk, Dehouk, Dahook, Dehook, Dihook, Duhook, Dohook, Nuhadra, Nohadra, Dihūk, Dūhak |
Land: | Republik Irak, الجمهورية العراقية, العراق, al-ʿIrāq, al-Ǧumhūrīya al-ʿIrāqīya, al-ğumhûriyya al-'irâqiyya, al-írâq, Irak, al-Dschumhūriyya al-'Irāqiyya, Al-Jumhuriyah Al-Iraqiyah, Iraq |
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Literatur u.a.: | Bachmann, Walter: Kirchen und Moscheen in Armenien und Kurdistan (=Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft (WVDOG), 25). Leipzig (1913), S. 1ff., Taf. 1, Cuinet, Vital: La Turquie d’Asie. Géographie administrative, statistique descriptive et raisonée de chaque province de l’Asie-Mineure. Bd. 2. Paris (1894), S. 795, The Encyclopaedia of Islam. New Edition (=EI2). Bd. 1, S. 426f. s.v. ʿAmādīya (M. Streck –[V. Minorsky]), Gierlichs, Joachim: Das Mosul-Tor von Amadiya im Nordirak. Ein unbekanntes islamisches Figurenrelief und seine Bedeutung. In: Baghdader Mitteilungen 26(1995), S. 195-206, Taf. 17-22, ders.: Mittelalterliche Tierreliefs in Anatolien und Nordmesopotamien. Untersuchungen zur figürlichen Baudekoration der Seldschuken, Artuqiden und ihrer Nachfolger bis ins 15. Jahrhundert (=Istanbuler Forschungen, 42). Tübingen (1996), insbes. S. 225-27 und Taf. 56, Abb. 1-3 (Bāb al-Mauṣil in ʿAmādiyya), Hoffmann, Georg (tr.): Auszüge aus syrischen Akten persischer Märtyrer. Übersetzt und durch Untersuchungen zur Historischen Topographie erläutert (=Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, Bd. 7,3). Leipzig (1880), S. 203, 219ff., Ibn al-Aṯīr, ʿIzz ad-Dīn Abu’l-Ḥasan ʿAlī: al-Kāmil fī ʾt-tārīẖ. Taʾlīf aš-šaiẖ al-ʿallāma ʿIzz-ad-Dīn Abi-ʾl-Ḥasan ʿAlī Ibn-Abi-ʾl-Karam Muḥammad Ibn-Muḥammad Ibn-ʿAbd-al-Karīm Ibn-ʿAbd-al-Wāḥid aš-Šaibānī al-maʿrūf bi-Ibn-al-Aṯīr [Edidit Carolus Johannes Tornberg]. Bd. 9. Lugduni Batavorum [=Leiden] (1863), ND Beirut (1979), S. 60, al-Janabi, Tariq Jawad: Studies in Medieval Iraqi Architecture. Baghdad (1983), S. 249, Taf. 175, Layard, Austen Henry: Nineveh and its Remains. With an Account of a Visit to the Chaldean Christians of Kurdistan, and the Yezidis, or Devil-Worshippers, and an Enquiry into the Manners and Arts of the Ancient Assyrians. Bd. 1. London (1848, 6. Aufl. 1854, ND 1970), S. 157-62, Lenowitz, Harris: The Jewish Messiahs. From the Galilee to Crown Heights. New York (1998), insbes. S. 81-91, Rousseau, Jean Baptiste Louis Jaques: Description du Pachalik de Bagdad, suivie d’une notice historique sur les Wahabis, et de quelques autres pièces relative à l’histoire et à la littérature de l’Orient. Paris (1809), S. 198, 235, Sandreczki, Carl: Reise nach Mossul und Urmia. Bd. 3. Stuttgart (1857), S. 275ff., Thielmann, Max Franz Guido von: Streifzüge im Kaukasus, in Persien und in der asiatischen Türkei. Leipzig (1875), S. 529, Wilson, Arnold T.: Mesopotamia 1917-20. A clash of loyalties. A personal and historical record. London (1931), Yākūt b. ʿAbdallāh al-Ḥamawī: Kitāb Muʿǧam al-Buldān (ed. Ferdinand Wüstenfeld). Bd. 3. Leipzig (1868), S. 717. |
Publizist: | KiBiDANO |
Aufnahme-Kontext: | Studienreise Nils Feindt-Riggers in den Nordirak im Frühjahr 2010. |
Kategorien: | Grabmäler, 21. Jh. n. Chr., Amadiyya, Stadt |
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Letzte Änderung: | 14.01.2012 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00014475 |
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