Fresko an der Nordwand der Kreuzkuppelkirche von Eski Gümüş (deutsch: "Altes Silber"): Die Szene unmittelbar über dem Bogen zeigt die Geburt Christi; die Darstellung darüber die Darstellung Jesu im Tempel.
Sachl. Kontext:
Wenige Kilometer nordöstlich der zentralanatolischen Provinzhauptstadt Niğde liegt das Dorf Gümüşler, das durch eine Schlucht in zwei Teile geteilt ist:...
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Wenige Kilometer nordöstlich der zentralanatolischen Provinzhauptstadt Niğde liegt das Dorf Gümüşler, das durch eine Schlucht in zwei Teile geteilt ist: Eski und Yeni Gümüşler. Hier haben im 10. bzw. 11. Jh. n.Chr. griechisch-orthodoxe Christen, die eine Verfolgung durch die Muslime fürchteten, eine Art Wehrkloster in die bis hierher reichende – durch Ausbrüche des Erciyes Dağı geschaffene und hier durch einen Fluß "zersägte" – Tuff-Tafel Zentral-Kappadokiens eingegraben. Das Felstor, durch das man den künstlich geschaffenen, recht geräumigen Innenhof der Anlage betritt, konnte bei Bedarf so verrammelt werden, dass die Bewohner nicht unmittelbar gefährdet waren; im Falle einer Belagerung konnten sie nämlich durch einen (erst 1990 wieder entdeckten) Tunnel aus der Anlage flüchten. Um den Hof sind in mehreren Stockwerken Räume verschiedener Funktion angeordnet, die ihrerseits durch Verschlußsteine vor unbefugtem Zugriff gesichert werden konnten. (Auch außerhalb der Anlage sind ähnliche Räumlichkeiten in die Steilwand der Schlucht eingegraben). Über eine Treppe im Hof erreicht man den architektonischen Glanzpunkt der Anlage, eine nach dem Prinzip der negativen Architektur in den Tuff eingegrabene, reich mit Fresken geschmückte Kreuzkuppelkirche. Deren vier Säulen, die scheinbar die Kuppel tragen, sind wohl nur aus Gründen der Ästhetik beim Aushöhlen des Raumes stehen gelassen worden – Kreuzkuppelkirchen haben nun einmal traditionell vier Säulen; eine tragende Funktion eignet ihnen jedenfalls nicht. Sie sind jetzt mit Blumenmotiven und goldenen geometrischen Mustern geschmückt. Angesichts des Umstands, dass Maria im Bildprogramm der Kirche eine herausragende Rolle spielt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Marienkirche gehandelt haben muss.
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