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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00009003 |
Titel: | ar-Rusafa / Basilika A |
Landessprachlich: | الرصافة / كنيسة القديسين سرجيوس |
Provinz/Region: | Ar-Raqqa
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Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 19.09.2006 |
Texte: | Sybille Kambeck, Tom Fleischer, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Gesamtansicht der Sergiusbasilika in ar-Rusafa (in der Literatur auch Heilig-Kreuz-Kirche bzw. Basilika A genannt), aufgenommen im ersten Morgenlicht von Nordosten. Der Bau war einst mit Marmor und rötlichem Stein dekoriert. Wie auch das Nordtor wird er anhand von Stilanalysen ins frühe 6. Jh. datiert (etwas später als ähnlich gestaltete Bauten in Ezraa und Bosra).
Das (im Vergleich mit dem Zentralbau) architektonisch wenig originelle Gebäude – gemäß einer 1977 gefundenen Inschrift eingeweiht im Jahre 559 n.Chr. durch einen Bischof Abraamios (Abraham) – war eine der größten Kirchen Syriens. Die später erweiterte dreischiffige Säulenbasilika barg wahrscheinlich in der überkuppelten Dreiapsidenkapelle an ihrer Hauptapsis die Gebeine des heiligen Sergius. Deren Verehrung brachte zahlreiche Pilger nach Sergiopolis, was der Stadt wiederum erst die finanziellen Mittel zum Bau einer so großen Kirche einbrachte. Deren kostbare Ausstattung mit Marmor- und Glasmosaiken (Opus-Sectile-Boden) legt einen derartigen Schluß jedenfalls nahe.
Einige Forscher vermuten, daß in dem rechteckigen Anbau hinter der Kapelle die Gebeine des zweiten Soldatenheiligen Bacchus begraben waren, da man dort einen weiteren Sarkophag fand. Unter diesem wurde in einer steinernen Schale das Öl aufgefangen, das zur "Berührung" mit dem Heiligen über den Sarg gegossen und später an die Pilger verkauft wurde.
Nach einem verheerenden Erdbeben am Ende des 8. Jh. war die Sergiusbasilika der einzige Kirchenbau in ar-Rusafa, der vollständig restauriert wurde. Vielleicht übernahm die Basilika erst in dieser Zeit die Funktion der bischöflichen Kathedrale. Im Norden des Kirchenbaus ist ein Peristylhof gelegen, in dem vermutlich an hohen Feiertagen der Sarkophag des Heiligen Sergius aufgestellt wurde, um den Pilgern einen leichteren Zugang zu den Reliquien zu gewähren. |
Sachl. Kontext: |
Bereits im 9. Jh. v.Chr. diente das ca. 50 km südlich von Ar-Raqqa in der syrischen Wüste gelegene ar-Rusafa als assyrischer Verwaltungssitz. In der Folgezeit...
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Bereits im 9. Jh. v.Chr. diente das ca. 50 km südlich von Ar-Raqqa in der syrischen Wüste gelegene ar-Rusafa als assyrischer Verwaltungssitz. In der Folgezeit wurde die auch im Alten Testament erwähnte Stadt zu einer bedeutenden Station auf der Karawanenstraße nach Palmyra. Die strategische Bedeutung als Karawanenstadt blieb in der Seleukidenzeit erhalten. Auch die Römer maßen der Stadt dank ihrer hervorragenden Lage große Bedeutung zu.
Der römische Kaiser Diokletian ordnete am Ende des 3. Jh. n.Chr. eine Befestigung des Ortes an, um die Grenze gegen die Sassaniden zu sichern. Ebenfalls unter der Herrschaft Diokletians soll der Soldatenheilige Sergios im Zuge der letzten großen Christenverfolgung vor den Mauern der Stadt hingerichtet worden sein. Über dem Grab des Mannes, der dem Christentum nicht hatte abschwören wollen, wurde eine Kirche errichtet, und in Verbindung mit dem Tod des nur wenige Tagereisen entfernt begrabenen Märtyrers Bacchus evozierte sein Tod eine derart heftige Welle der Verehrung, daß den beiden Heiligen seit dem 5. Jh. überall im Land Kirchen geweiht wurden. Der Märtyrerkult um den Soldatenheiligen ließ das im 5. Jh. in Sergiopolis umbenannte ar-Rusafa zu einem berühmten Pilgerort werden. 434 zum Bistum erhoben, wurde der Ort schon am Ende des 5. Jh. zum Metropolitensitz. Aufgrund des Reichtums der Kirchen der Stadt veranlaßte der byzantinische Kaiser Justinian in der ersten Hälfte des 6. Jh. eine umfassende Reparatur der Befestigungen – Prokopios von Caesarea hat darüber ausführlich berichtet –, zudem wurden riesige Zisternen gebaut. Nach zwei vergeblichen Anläufen konnten die Sassaniden unter Khosrow II. die Stadt im Jahr 616 dennoch den Byzantinern entreissen.
Nach der arabischen Eroberung ar-Rusafas im Jahr 636 erlebte der Ort insbesondere unter dem umayyadischen Kalifen Hisham eine neue Blüte. Der Kalif ließ sich südlich des Stadtareals einen Palast errichten. In den Mauern der Stadt wurden u.a. eine Moschee, ein Khan und Bäder erbaut. Nach der Übernahme der Macht durch die Abbassiden wurden die Residenz und das Grabmal Hishams – der Kalif hatte sich in ar-Rusafa beisetzen lassen – zerstört. Ein Erdbeben am Ende des 8. Jh.s beschädigte die Bauten der Stadt schwer. Nach weiteren Zerstörungen durch die Mongolen im 13. Jh. wurde die Stadt dann nicht mehr als Stützpunkt an der Karawanenroute nach Palmyra genutzt und verfiel. Erst im ausgehenden 17. Jh. "entdeckten" englische Kaufleute die Ruinen der Stadt wieder. Da praktisch alle Bauten in ar-Rusafa aus dem lokal vorhandenen Gipsstein erstellt worden waren, war der Erhaltungszustand der Gebäude und Mauern ungleich schlechter als etwa in den „Toten Städten“ im Nordwesten Syriens.
Seit Beginn des 20. Jh.s begannen v.a. deutsche Archäologen eine systematische Erforschung des Ruinengeländes. Nach dem 2. Weltkrieg waren es v.a. Johannes Kollwitz, Thilo Ulbert und Dorothée Sack, die mit Unterstützung durch das Deutsche Archäologische Institut erfolgreich Grabungskampagnen und – behutsame – Restaurierungs- bzw. Stabilisierungsarbeiten an den Ruinen durchführten. Informationen darüber, ob und inwieweit die Horden des sog. Islamischen Staats, dessen "Hauptstadt" für einige Zeit das nahe gelegenen Raqqa war, die Restaurierungsarbeiten, die die deutschen Archäologen und der syrische Altertümerdienst vor und nach der Wende zum 3. Jtsd. durchgeführt haben, wieder zunichte gemacht haben, ist dem Bearbeiter nicht bekannt (Stand 2019).
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Objekte: | Kirche / Basilika, كنيسة, Kanīsa, Kanisa, Kanîsa, Kanysa, Pl. كنائس, Kanāʾis, Church, Basilica |
Personen: | Diokletian, ديوكليتان, Dīyūklītān, Diyuklûsiyân, Diocletian, Diocletianus, Dioclétien, Hischam, هشام, Hišām, Hisham, Hicham, Hescham, Hesham, Hischaam, Hishaam, Heshaam, Khosrow II., خسرو پرویز, Ḫosru Parvīz, Chosrau Parwīz, Ḫosrow, Xusrō, Chosrow, Chosrou Parvez, Khosrau Parwez |
Ortslage: | Ruṣâfa, Rusafa, Rusafe, Ar-Rusafah, Resafa, Rasafa, Resafe, Al-Resapha, Rasapa, Rasappa, R'safah, Risafe, Receph, Rezef, Resef, Rezeph, Sergiopolis, سرجيوبولس, سيرجيوبوليس, Sirǧiyûbûlis, Sîrǧiyûpûlîs, Serjiopolis, Sirgiopolis, Sergiupolis |
Provinz: | Ar-Raqqa, محافظة الرقة, Muḥāfaẓat ar-Raqqāh, Muḥāfaẓat ar-Raqqa, Muhafazat ar-Raqqah, Mohafazat ar-Raqqa, Raqqa, Al-Rakka, Rakka, Rekka, Raqqah, Racca |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | S. Westphalen, Resafa. Bericht über die Ausgrabungen 1997 bis 1999, Damaszener Mitteilungen 12 (2000) 325-365 + Tafel 73-81, Th. Ulbert (Hrsg.), M. Konrad, Forschungen in Resafa-Sergiupolis, Berlin-Boston 2016 |
Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Syrienexkursion 2006 der Theologischen und Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie) und Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam (Institut für Orientalistik, Lehrstuhl für Islamwissenschaft) |
Kategorien: | Sakral, Christlich, Griechisch-Orthodox, 6. Jh. n. Chr., 7. Jh. n. Chr., 8. Jh. n. Chr., Ar-Raqqa |
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Letzte Änderung: | 05.04.2020 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00009003 |
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