Blick von der nördlichen Abfahrt der Königsstraße ins Wadi Mujib auf die Südseite des Wadi.
Sachl. Kontext:
Im Zusammenhang mit den erdgeschichtlichen Vorgängen, in denen der große Grabenbruch vom Taurus bis zum Horn von Afrika entstand, in dem heute u.a. das...
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Im Zusammenhang mit den erdgeschichtlichen Vorgängen, in denen der große Grabenbruch vom Taurus bis zum Horn von Afrika entstand, in dem heute u.a. das Tote Meer liegt, bildeten sich auch mehrere von Ost nach West in den Grabenbruch hinein verlaufende Risse in der Tafel der arabischen Wüste. Zu den zahlreichen in der Folge entstandenen Wadis gehört auch das Wadi Mujib – der "Grand Canyon Jordaniens". In ihm fließt der von sieben Quellflüssen (-bächen) gespeiste Fluß sēl el-Mujib – im Alten Testament Arnon genannt. Er hat ein besonders tiefes Canyon geschaffen, dessen Sohle auf der Höhe der Königsstraße 500m – bei der Mündung des Wadis ins Tote Meer mehr als 1000 m – unter dem Niveau der Wüstentafel bzw. der das Wadi begrenzenden Berge liegt. Westlich der Königsstraße ist das Tal bis hinunter zum Toten Meer seit 1987 als Naturschutzgebiet ausgewiesen (Wadi Mujib Reserve); östlich der Königsstraße liegt heute ein großer Stausee.
Verwaltungstechnisch markiert der Flußlauf die Grenze zwischen den Provinzen Madaba im Norden und al-Kerak im Süden. Im Alten Testament heißt es demgegenüber: Der Arnon ist die Grenze Moabs (Num 21,13). Das ist historisch gesehen zwar nicht richtig, denn Mescha von Moab berichtet in seiner berühmten Inschrift darüber, wie er "die Straße am Arnon" geschaffen. d.h. wohl repariert habe (TUAT I, 650). Aber daß das tiefe Canyon, das in der Antike nur durch eine Furt überschritten werden konnte (vgl. Jes 16,2), sich als natürliche Grenze förmlich anbietet (und wohl auch immer als solche diente), belegen die heutigen Provinzgrenzen. Die von Mescha angesprochene Straße am Arnon ist eine seit mindestens 4000 Jahren kontinuierlich genutzte Route, die nicht nur von ersterem, sondern von vielen anderen Königen ausgebaut wurde, weshalb sie noch heute "Königsstraße" ("Königsweg"; "King's Road"; "King's Highway") genannt wird. Im Alten Testament hieß die Route דרך המלך (vgl. Num 20,17), in römischer Zeit "Via Nova Traiana" und wurde entsprechend dem Standard römischer Heerstraßen ausgebaut; noch heute finden sich an ihrem Rand römische Meilensteine.
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