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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00007877 |
Titel: | Aleppo / Schlangenmoschee |
Landessprachlich: | حلب / جامع الحيات |
Ort: | Aleppo (PHS) |
Provinz/Region: | Aleppo
-
Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 02.09.1999 |
Texte: | Rüdiger Bartelmus, Nils Feindt-Riggers |
Beschreibung: | Säulen syro-hethitischen Ursprungs in den Arkaden der Schlangenmoschee in Aleppo.
Die im Stadtteil Ḥayy al-Farāfra nördlich des ehemaligen Maktab ar-Rušdī al-ʿAskarī liegende Ğāmiʿal-Ḥayyāt (Alternativnamen Schlangenmoschee, al-Madrasa an-Nāṣiriyya) war ursprünglich die Miṯkāl-Synagoge, bis sie 1326 auf Befehl des obersten islamischen Richters (Qāḍī al-Quḍā) von Aleppo, Ibn az-Zamalkānī beschlagnahmt, zu großen Teilen abgerissen und in eine islamische Madrasa umgebaut wurde. Benannt wurde sie nach dem damaligen mamlukischen Sultan an-Nāṣir Muḥammad (reg. 1293-94, 1299-1309, 1310-41). Die Moschee wurde eine Zeit lang als Dār al-Ḥadīṯ (Ort, wo die Prophetentraditionen gelehrt wurden) genutzt. Das während der Besetzung von Aleppo durch den Mongolenherrscher Timur ausgebrannte Gebäude wurde von dem Qāḍī ʿAlā’ ad-Dīn und dessen Sohn Muḥammad b. al-Ḫaṭīb an-Nāṣirī wieder aufgebaut. Im Jahr 1429 stattete sie Letzterer mit einem üppigen Waqf aus. 1924 und zuletzt 1985 wurde die kleine Moschee renoviert. Sie befindet sich heute in einem guten Bauzustand.
Die unmittelbar östlich des Khan al-Wazir gelegene, meist verschlossene Schlangenmoschee bietet einen guten Eindruck von der wechselhaften Geschichte Aleppos auch in religiöser Hinsicht: Die Säulen in den Arkaden stammen vermutlich von einem Tempel aus syro-hethitischer Zeit (9. Jh. v.Chr.) und an der Ostwand findet sich eine judaeo-arabisch-aramäische Bau-Inschrift, die von einer Nutzung des Gebäudes als Synagoge zeugt. (Noch im 18. Jh. n.Chr. hatte Aleppo eine große jüdische Gemeinde – Christen und Juden machten damals fast die Hälfte der Stadtbevölkerung aus). Heute nutzen die muslimischen Basarhändler aus dem näheren Umfeld die Moschee für ihre Gebete.
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Sachl. Kontext: |
Bereits in der Mitte des 3. Jtsd.s. v.Chr. war der ca. 50m hohe Hügel, auf dem sich die Zitadelle von Aleppo befindet, Zentrum einer größeren Siedlung....
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Bereits in der Mitte des 3. Jtsd.s. v.Chr. war der ca. 50m hohe Hügel, auf dem sich die Zitadelle von Aleppo befindet, Zentrum einer größeren Siedlung. Der markante Hügel wurde als Wohnsitz des (nord-) syrischen Wettergottes Hadad angesehen und so bald zu dessen zentralem Kultort. Im 18. Jh. v.Chr. wird Aleppo (Ḫalaba) in keilschriftlichen Dokumenten (v.a. aus dem mesopotamischen Raum und dem westlich von Aleppo gelegenen Alalaḫ) als Hauptstadt eines bedeutenden Stadtstaates mit Namen Yamkhad (Yamḫad; Jamchad) erwähnt. Die Phase der Selbständigkeit endete in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v.Chr.: Der Hethiterkönig Muršili I., der Babylon 1531 v.Chr. eroberte, dürfte den Feldzug dorthin schwerlich unternommen haben, ohne vorher Aleppo (Yamkhad) "neutralisiert" zu haben. Danach folgte eine kurze Phase der Abhängigkeit vom Reich von Mitanni. Im 14. Jh. v.Chr. gewannen wieder die Hethiter die Oberhand in (Nord-)Syrien: Anders als Tudḫaliya III., der nach einem Sieg über Mitanni noch einen Vertrag mit Aleppo schloss, eroberte dessen Nachfolger Šuppiluliuma I. die Stadt und gliederte sie in das hethitische Großreich ein. Nach einer längeren Phase erneuter Unabhängigkeit als Zentrum eines "späthethitischen" bzw. aramäischen Kleinstaats (ab ca. 1200 v.Chr.) eroberte der Assyrerkönig Salmanassar III. (858-824) die Stadt und bezog sie und ihr Umfeld in das den ganzen Nahen Osten umfassende neuassyrische Großreich ein, das wiederum rund 200 Jahre später an die Babylonier fiel, die ihrerseits nach etwa 100 Jahren von den Persern als Zentralmacht im Nahen Osten abgelöst wurden. Genauere Informationen über die Rolle Aleppos in dieser Phase der Geschichte, insbesondere in der Perserzeit, fehlen. Historisch greifbare Bedeutung gewann Aleppo erst wieder in der hellenistischen Zeit: Unter dem Diadochen Seleukos Nikator I. wurde die nunmehr Beroia genannte, quasi neu gegründete Stadt bald nach 300 v.Chr. zu einem wichtigen Handelszentrum. Diese Rolle behielt Aleppo auch während der Herrschaft Roms – Pompeius war es gelungen, Aleppo 69 v.Chr. in den römischen Herrschaftsbereich einzugliedern. Als im 4.Jh. n.Chr. Ostrom (Byzanz) an die Stelle von Rom trat, änderte sich so gut wie nichts an der Rolle von Aleppo als Handelsmetropole.
Relativ bald nach der muslimischen Eroberung (636 n.Chr.) wurde Aleppo dann aber für längere Zeit auch zu einem politischen Machtzentrum bedeutender Dynastien: Die Zengiden und Ayyubiden bekämpften von hier aus erfolgreich die Kreuzfahrer. 1260 fiel Aleppo an die Mongolen, die große Zerstörungen in der Stadt anrichteten. Unterbrochen von einem kurzem zweiten Überfall durch die Mongolen war die Stadt dann bis 1516 ein wichtiges administratives Zentrum des Mamlukenreiches, danach fiel sie an die Osmanen. In der Folgezeit verlor Aleppo an politischer Bedeutung, blieb aber ein immerhin ein Verwaltungszentrum; v.a. aber behielt die Stadt ihre Rolle als Metropole des Orient-Handels. In ihr konnten Menschen aus unterschiedlichsten Ethnien, gleichgültig ob sie muslimischen, christlichen, jüdischen oder eines anderen Glaubens waren, relativ konfliktfrei miteinander leben. Analoges galt bis ins frühe 20. Jh. für die gesamte – aus drei Sandschaks bestehende – Vilayet (Provinz) Aleppo, die damals bis weit in die heutige Türkei hinein reichte. Im Rahmen der Zerschlagung des Osmanischen Reiches auf der Basis des Sykes-Picot-Abkommens und der Wirren bis zur Gründung der Republik Türkei kam es in den schließlich der Türkei zugeschlagenen Sandschaks Marasch und Urfa zu Pogromen gegen Minderheiten, v.a. gegen die Armenier. In Aleppo selbst (und Teilen des zugehörigen gleichnamigen Sandschaks) blieben die Armenier und andere religiöse bzw. ethnische Minderheiten wie z.B. die Kurden weitgehend unbehelligt.
Im Verlauf des 20. Jh.s wuchs Aleppo – zunächst unter der französischen Mandatsverwaltung, dann als Teil der säkular orientierten Republik Syrien – zu einer Millionenstadt an: Am polyethnischen, religiös toleranten Charakter der Stadt änderte sich bis ins erste Jahrzehnt des 21. Jh.s nur wenig. Soziale Spannungen zwischen den Bewohnern der rasch wachsenden, architektonisch eintönigen Neubauviertel und den reicheren Bevölkerungsschichten in der Innenstadt waren freilich auch hier (wie praktisch überall in Großstädten dieser Dimension) schon im letzten Drittel des 20. Jhs. nicht zu übersehen. Parallel dazu entwickelten sich – zunächst unterschwellig – Spannungen zwischen der sunnitischen Mehrheit und dem Rest der Bevölkerung, die von den Golfstaaten und v.a. von Saudi-Arabien (aber auch von Seiten der Türkei) nach Kräften befördert wurden, und die 2011 dann in einen (im Westen wegen anfänglicher vereinzelter demokratischer Proteste fälschlich als Teil des sog. arabischen Frühlings interpretierten) Krieg zwischen mehr oder weniger radikalen sunnitischen Gruppen und der die säkulare Verfassung verteidigenden, autokratischen Zentralregierung ausmündeten: Ende 2016 war etwa die Hälfte der einst blühenden Metropole quasi dem Erdboden gleichgemacht; bereits in den Jahren davor waren Teile der Altstadt – darunter der Suq und das Minarett der Umayyadenmoschee – zerstört worden.
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Objekte: | Ǧāmiʿ al-Ḥayyāt, ǧāmi' al-ḥayyât, Jami' al-Hayyat, Altstadt, المدينة القديمة, al-Madīna al-Qadīma, al-Madina al-Qadima, al-Medina al-Qadima, Old Town, Old City, Moschee, جامع, Ǧâmiʿ, Ǧāmiʿ, Ǧâmi', Ǧāmi', Ǧumʿah, Ǧum'ah, Ǧumʿeh, Ǧum'eh, Gami'a, Gami', Jumeh, Jumih, Jumi, Jume, Jome, Jomi, Jameh, Jame, Jamih, Jami, Jâmi, Jâme, Djami, Djame, Djome, Djuma, Djomeh, Djameh, Pl. جوامع, Ǧawāmiʿ, مسجد, Masǧid, Masǧed, Masjid, Masjed, Masgid, Masged, Masdschid, Masdsched, Masdjid, Masd̲j̲id, Masdjed, Mascid, Masced, Meczet, Mosque, مسجد جامع = große Moschee, Freitagsmoschee, Great Mosque, Versammlungsmoschee, Congregational Mosque, Pl. مساجد, Masāǧid, Säule, عمود, ʿAmūd, Pl. أعمدة, Aʿmida, Column |
Ortslage: | Aleppo (PHS), حلب, Ḥalab, Halab, Ḫalab, Halaba, Hallaba, Chalba, Haleb, Ḫalpa, Halpa, Halap, Halep, Helep, Madinat Halab, Madînat Ḫalab, Khalepion, Haleppo, Aleppe, Alep, Alepo, Beroia, Beröa, Beroea, Berea |
Provinz: | Aleppo, محافظة حلب, Muḥāfaẓat Ḥalab, Muhafazat Halab, Mohafazat Halab, Halaba, Ḥalab, Aleppe, Alep, Alepo, Haleb, Haleppo |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | al-Ğāsir, Lamyā’: Madāris Ḥalab al-Aṯariyya. Tārīḫuhā wa-ʿImāratuhā. Ḥalab (1421/2000), S. 268-77, Gaube, Heinz/Wirth, Eugen: Aleppo. Historische und geographische Beiträge zur baulichen Gestaltung, zur sozialen Organisation und zur wirtschaftlichen Dynamik einer vorderasiatischen Fernhandelsmetropole (=Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Reihe B, Geisteswissenschaften, Nr. 58). Wiesbaden (1984), S. 365, Nr. 174, Herzfeld, Ernst: Matériaux pour un Corpus Inscriptiorum Arabicarum. 2. Teil : Syrie du Nord : Inscriptions et monuments d’Alep. Bd. I/2 (=Mémoires publiés par les membres de l’institut français d’Archéologie orientale du Caire LXXVI/2). Le Caire (1956), S. 309-12, Tafel CXII/b, CXV/a-f, Meinecke, Michael: Die mamlukische Architektur in Ägypten und Syrien. Teil II (=Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo: Islamische Reihe, 5). Glückstadt (1992), S. 145, Nr. 9C/210, S. 346, Nr. 33/54, Sauvaget, Jean: Inventaire des monuments d`Alep. In: REI (1931), S. 107, Nr. 84 |
Publizist: | KiBiDaNO |
Aufnahme-Kontext: | Syrienexkursion der Theologischen Fakultät der CAU Kiel 1999 unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und PD Dr. Klaus Fitschen |
Kategorien: | Sakral, Vorchristlich/Vorislamisch, Islamisch, Sunnitisch, Moschee, Jüdisch, Bronze- und Frühe Eisenzeit (2200-600 v. Chr.), 12. Jh. n. Chr., 13. Jh. n. Chr., 14. Jh. n. Chr., 15. Jh. n. Chr., 16. Jh. n. Chr., 17. Jh. n. Chr., 18. Jh. n. Chr., 19. Jh. n. Chr., 20. Jh. n. Chr., 21. Jh. n. Chr., Aleppo (PHS), Stadt |
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Letzte Änderung: | 26.01.2017 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00007877 |
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