Ca. 7 km nordwestlich von Samandağ bei Antakya liegt das Dorf Mağaracık, die moderne Nachfolgesiedlung der antiken Stadt Seleukeia Pieria. Seleukeia wurde um 310 v.Chr. durch den Diadochen Seleukos I. Nikator als Hauptstadt gegründet – ein Grund dafür war sicher der vorhandene Naturhafen.
Bereits unter dessen Nachfolger Antiochos I. verlor es den Status als Residenzstadt, da dieser das etwas weiter im Inland gelegene Antiocheia - das heutige Antakya (um 300 v.Chr. ebenfalls von Seleukos I. zu Ehren seines Vaters Antiochos gegründet) – als Hauptstadt bevorzugte. Die nordwestlich der Orontesmündung gelegene Stadt blieb aber aufgrund ihrer günstigen, natürlichen Beschaffenheit ein wichtiger Hafen des nördlichen Syrien. Dies erkannten auch die Römer, als sie Syrien 64. v.Chr. in Besitz nahmen. Um die Stadt vor den Überschwemmungen des durch sie fließenden Wildbachs zu schützen (nach anderer Erklärung: um durch die im Kanal gesammelten Wassermassen den Hafen von Versandung freizuspülen), wurde unter den Kaisern Vespasian und Titus der Bau eines ca. 1300 m langen und 6 m breiten, aus bis zu 7 m hohen Graben- und längeren Tunnelstücken bestehenden Kanals begonnen, der das (nicht nur nach Unwettern) aus den Bergen reichlich strömende Wasser sammeln sollte. Vollendet wurde dieser heute zumeist Titus-Tunnel (gelegentlich auch Trajans-Tunnel) genannte Kanal freilich vermutlich erst unter dem Kaiser Antoninus Pius (138-161). Bauinschriften belegen, daß die letzten Arbeiter der IV. Legion (Scythica) und der XVI. Legion (Flavia Firma) entstammten. [Flavius Josephus berichtet in "De bello Judaico", daß das Bauwerk von Pionieren der X. Legion (Fretensis) geplant und von jüdischen Sklaven aus dem ersten jüdischen Krieg (66-70) gegraben wurde].
Ab dem 4. Jh. n.Chr. war Seleukeia Sitz eines Bischofs. Die im 5. Jh. einsetzende endgültige Versandung des Hafenbeckens leitete den Niedergang der Stadt ein. Schwere Erdbeben (526/528) und die Eroberung durch die Sassaniden unter ihrem König Khosrow I. (540) führten zu einer vorübergehenden Entvölkerung. Als die Araber im Jahr 640 n.Chr. die Region unterwarfen, war der Ort weitgehend verlassen. Im hohen Mittelalter gewann Seleukia, nun St. Symeon genannt, noch einmal an Bedeutung. Von den Kreuzfahrern des 1. Kreuzzuges erobert, wurde die Stadt zum bedeutendsten Hafenplatz des Fürstentums Antiochia. Danach fiel der Ort auf den Status eines kleinen Dorfes zurück. Heute ist Mağaracık zusammen mit dem benachbarten Çevlik dank des zwischen diesen Orten verlaufenden schönen Sandstrands ein beliebter Badeort.
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