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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00005381 |
Titel: | Samarra / Tigris / Qasr Khalifa |
Landessprachlich: | سامراﺀ / جامع كبير / قصر خليفة |
Ort: | Samarra |
Provinz/Region: | Salah ad-Din
-
Republik Irak |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 11.09.1968 |
Texte: | Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Samarra: Von dem spiralförmig um den Turm gelegten, flach getreppten Aufgang auf das Minarett der Ǧâmiʿ Kabīr (Malwiyya) hat man freie Sicht auf den Tigris und das an ihn grenzende Fruchtland. Im Mittelgrund erkennt man das Qasr al-Yawsaq al-Harqani, die gemeinhin Qasr Khalifa (Schloß des Kalifen) genannte Anlage. |
Sachl. Kontext: |
Obwohl ältere Siedlungsreste auf eine Besiedelung seit dem 5. Jtsd. v.Chr. schließen lassen, ist das heutige Samarra eine relativ junge Stadt – es ist...
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Obwohl ältere Siedlungsreste auf eine Besiedelung seit dem 5. Jtsd. v.Chr. schließen lassen, ist das heutige Samarra eine relativ junge Stadt – es ist eine Gründung des Kalifen al-Muʿtaṣim. Dieser Abbaside verlegte 836 n.Chr. seine Residenz von Baghdad nach Samarra. Daß ihm bewußt war, daß er mit der Gründung einer neuen Residenzstadt de facto ein Prinzip der neuassyrischen Herrscher wieder aufnahm, ist wenig wahrscheinlich. Ihre größte Blüte erlebte die Stadt (deren ursprünglicher Name Surra Man Ra'a etwa "wer sie sieht, ist entzückt" heißen soll) freilich erst unter dem Kalifen al-Mutawakkil (847-861), der auch die Große Moschee mit ihrem Spiralminarett errichten ließ. (Ihr Vorbild soll die Lagermoschee von Kufa gewesen sein). 892 verlegte der Kalif al-Muʿtaḍid den Regierungssitz wieder nach Bagdad zurück, so daß die Stadt schon bald nach ihrer Gründung an politischer Bedeutung verlor.
Die im Zentrum der Stadt liegenden schiitischen Heiligtümer dürften erst im 16. oder 17. Jh. n.Chr. ausgebaut worden sein: In der Jami' al-Askariya sollen 'Ali al-Hadi und sein Sohn, Hassan al-Askari ihre letzte Ruhestätte gefunden haben: der 10. und 11. Imam der Zwölferschiiten. Außerdem sollen sich hier die Gebeine zweier Frauen aus der Familie des Propheten befinden, die von Hakima Hatun, der Schwester von Imam Ali an-Naqi, und die von Nargis Hatun, der Mutter von Imam al-Mahdi.
Die (am 22. Februar 2006 zerstörte) Goldkuppel der Jami' al-Askariya entstand erst im 20. Jh.; sie war eine Stiftung von Nasir ad-Din Shah und wurde unter Muzzafer ad-Din Shah 1905 errichtet. Mit 68m Umfang war sie eine der größten Kuppeln im Iraq. Auch die beiden 36m hohen Minarette waren z.T. vergoldet und wurden am 13. Juni 2007 durch einen Anschlag zerstört. Ein anderer (ausführlicherer) Name der Anlage lautet: Marqad al-imāmain ʿAlī al-Hādī wa al-Hasan al-ʿAskarī.
Neben diesem Heiligtum befindet sich ein weiteres – die Jami' ar-Rawda, die sich über der Stelle erhebt, an der Muhammad al-Mahdi, der 12. Imam, verschwunden sein soll. Es ist ganz in persischem Stil gehalten – die Ziegelkuppel ist mit Fayencekacheln verkleidet.
Der Tigris ist einer der beiden weithin bekannten großen Flüsse, deren Quellen in den – im Winter schneereichen – Gebirgen im Osten der Türkei liegen; der andere ist der Euphrat. Die Quellflüsse des Tigris durchfließen zunächst Teile der Kurdengebiete in der Ost-Türkei, bevor sie – vereint als Tigris und mehrfach durch Staumauern zur Bewässerung von Feldern eines Teils ihres Wassers beraubt – die Ketten des Taurus durchbrechen, um dann ab Cizre für rund 40 km den Grenzfluss zwischen der Türkei und Syrien zu bilden. Ab Faysh Khabur fließt der Tigris dann unter dem Namen Nahr Dijlah durch den Irak, vereint sich etwa 40 km südlich von Mosul mit dem gleichfalls aus den Kurdengebieten in der Ost-Türkei kommenden Großen Zab (Zêyê Mezin / Büyük Zab / Büyükzap Suyu / الزاب الكبير / az-Zāb al-Kabīr) und nach weiteren 80 km mit dem Kleinen Zab (زاب کوچک / Zâb-e Kuček / الزاب اللصغير / az-Zāb al-ṣaġīr), dessen Ursprung im Iran liegt, um so vereint Baghdad und den den südlichen Teil des Irak mit Wasser zu versorgen.
Nach dem Zusammenfluss mit dem Euphrat bei Al-Qurnah nordwestlich von Basra verliert der Tigris (nicht anders als der Euphrat) seinen Namen. Auf den rund 200 km ihres „gemeinsamen Unterlaufs“ (so H. Wehr, Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1977, 429) erscheinen beide unter dem Namen Schatt al Arab („Ufer der Araber“) und münden – zuletzt als Grenzfluss zwischen Irak und Iran in den Persischen Golf. Dieser Name für die – trotz der extensiven Entnahme von Wasser für landwirtschaftliche und andere Zwecke – in manchen Jahreszeiten immer noch gewaltigen Wassermassen wirkt seltsam. Rein semantisch gesehen würde der persische Name „Arwandrud“, der bereits in sasanidischen Quellen belegt ist, besser für diesen Abschnitt des „gemeinsamen Unterlaufs“ beider Flüsse passen („rud“ heißt „Fluss“). In den einschlägigen Texten meint „Arwandrud“ indes häufig den ganzen Tigris. Den „gemeinsamen Unterlauf“ der beiden Flüsse nach dem weniger bedeutenden zu benennen, wäre freilich nicht weniger seltsam als das Verfahren, ein Fließgewässer dieser Dimension „Ufer“ oder „Küste“ zu nennen.
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Objekte: | نهر دجلة, Nahr Dijlah, Diǧleh, Diǧla, Diǧle, Dicle Nehri, Didschla, Ditjle, Dîcle, Tigrā, Tigr, Τίγρις, Idigna, Idigina, Idiqlat, Idiglat, Deqlath, Diglath, Tikrit, حداقل, Ḥidaql, Hidaql, חידקל, Ḥiddeqel, Hiddekel, Chidekel, Burg / Zitadelle, قلعة, Qalʿa, Qala'a, Qal'a, Qalaa, Quala'a, Qualaa, Qala, Quala, Kal'a, Ḳalʿa, Kalaa, Pl. قلاع, Qilāʿ, قلوع, qulūʿ, اقلع, eḳlāʿ, in Verbindung: Qalʿat, Qala'at, Qal'at, Qalaat, Quala'at, Qualaat, Qalat, Qualat, Kal'at, Ḳalʿat, Kalaat, Citadel, Festung, Fortress, Castle, Minarett, منار, Manār, Manâr, Manar, Minār, Minâr, Minar, Monâr, Monar, Munâr, Munar, منارة, Manāra, Manâra, Manara, Menara, Menāra, Monara, Munara, Mināra, Minare, Minara, Manarat, Minaret, مئذنة, Miʾḏana, Ma'dhana, Madhanat, Mi'dhana, Madhana, Midhana, Madana, Mie'zana, Mazana, Mizana, Pl. منائر, Manāʾir, مناور, Manāwir, مآذن, Māḏin, Moschee, جامع, Ǧâmiʿ, Ǧāmiʿ, Ǧâmi', Ǧāmi', Ǧumʿah, Ǧum'ah, Ǧumʿeh, Ǧum'eh, Gami'a, Gami', Jumeh, Jumih, Jumi, Jume, Jome, Jomi, Jameh, Jame, Jamih, Jami, Jâmi, Jâme, Djami, Djame, Djome, Djuma, Djomeh, Djameh, Pl. جوامع, Ǧawāmiʿ, مسجد, Masǧid, Masǧed, Masjid, Masjed, Masgid, Masged, Masdschid, Masdsched, Masdjid, Masd̲j̲id, Masdjed, Mascid, Masced, Mesdschid, Meczet, Mosque, مسجد جامع = große Moschee, Freitagsmoschee, Great Mosque, Versammlungsmoschee, Congregational Mosque, Pl. مساجد, Masāǧid, Grosse Moschee, Große Moschee, Lagermoschee, Hofmoschee, Jami' al-Mutawakkil, Malwiya, Malawija, جوسق الخاقانى, ǧausaq al-ḫāqāni, Palast des Herrschers, ǧawsaq al-ḫāqāni, Qasr al-Yawsaq al-Harqani, Qasr al-Jawsaq al-Harqani, Palast Dschausak el-Chakani, Djausaq al-Khaqani, بيت الخليفة, Beit el Khalifeh, دار الخليفة, Dār al-Khilāfa, Dār al-Ḫalīfa, Dār al-Khalīfa, Dar al-Khalifa, Dār al-Khilāfa, دار السلطان, Dār al-Sulṭān, Dār as-Sulṭān, دار امير المؤمني, Dār Amīr al-Muʾminīn |
Ortslage: | Samarra, السامراﺀ, سامراء, Sāmarrā', Sāmarrāʾ, as-Sāmarrāʾ, Sâmarrâ', Sâmarrâ, Samarra', Samarrah, Saimarreh, Sammara, Sammarah, Sammarra, Sammarrah, Samera, Samerah, Sammera, Sammerah, Samerra, Samerrah, Sammerra, Samira, Samirah, Samirra, Sammira, Sammirah, Samura, Samurah, Sammura, Samurra, Samurrah, Samora, Samorah, Samorra, Samorrah, Sammora, Sammorra, Surra Man Raʾā |
Provinz: | Salah ad-Din, محافظة صلاح الدين, Muḥāfaẓat Ṣalāḥ ad-Dīn, Muhafazat Ṣalâh ad-Dîn, Mohafazat Salah ad-Din, Salaheddin, Saladin, Selahadînê, Salahiddin, Salahddin, Selahaddin, Selaheddin, Selahuddin, Salahuddin, Salah ud Din, Salahudin, Salahadin, Salahedin, Salahidin, Salahadeen, Salahedeen, Salahudeen, Salahideen, Salahdeen, Salahaddeen, Salaheddeen, Salahiddeen, Salahuddeen |
Land: | Republik Irak, الجمهورية العراقية, العراق, al-ʿIrāq, al-Ǧumhūrīya al-ʿIrāqīya, al-ğumhûriyya al-'irâqiyya, al-írâq, Irak, al-Dschumhūriyya al-'Irāqiyya, Al-Jumhuriyah Al-Iraqiyah, Iraq |
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Literatur u.a.: | M. Hattstein, P. Delius (Hrsg.), Islam. Kunst und Architektur, Köln 2000, 102-109 |
Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Orientreise 1968 (Türkei-Iran-Irak / Rüdiger Bartelmus, Paul Kübel, Birger Maiwald) |
Kategorien: | Fortifikation/Militär, Sakral, Islamisch, Freitagsmoschee, 9. Jh. n. Chr., Wasser, Samarra, Landwirtschaft |
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Letzte Änderung: | 02.10.2021 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00005381 |
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