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Vor Hasankeyf kommt man – von Batman her anreisend – durch eine enge Schlucht ins Tal des Tigris (Dicle): Auf der anderen – der orographisch rechten – Seite des Tigris steigt das Gebirge, in das sich der Tigris eingegraben hat, wieder steil an. In dieses Gebirge sind immer wieder Seitentäler eingeschnitten, die Wasser von weit her zum Tigris leiten – weshalb denn auch unterhalb von Hasankeyf ein großer Stausee geplant ist.
Der Tigris ist einer der beiden weithin bekannten großen Flüsse, deren Quellen in den – im Winter schneereichen – Gebirgen im Osten der Türkei liegen; der andere ist der Euphrat. Die Quellflüsse des Tigris durchfließen zunächst Teile der Kurdengebiete in der Ost-Türkei, bevor sie – vereint als Tigris und mehrfach durch Staumauern zur Bewässerung von Feldern eines Teils ihres Wassers beraubt – die Ketten des Taurus durchbrechen, um dann ab Cizre für rund 40 km den Grenzfluss zwischen der Türkei und Syrien zu bilden. Ab Faysh Khabur fließt der Tigris dann unter dem Namen Nahr Dijlah durch den Irak, vereint sich etwa 40 km südlich von Mosul mit dem gleichfalls aus den Kurdengebieten in der Ost-Türkei kommenden Großen Zab (Zêyê Mezin / Büyük Zab / Büyükzap Suyu / الزاب الكبير / az-Zāb al-Kabīr) und nach weiteren 80 km mit dem Kleinen Zab (زاب کوچک / Zâb-e Kuček / الزاب اللصغير / az-Zāb al-ṣaġīr), dessen Ursprung im Iran liegt, um so vereint Baghdad und den den südlichen Teil des Irak mit Wasser zu versorgen.
Nach dem Zusammenfluss mit dem Euphrat bei Al-Qurnah nordwestlich von Basra verliert der Tigris (nicht anders als der Euphrat) seinen Namen. Auf den rund 200 km ihres „gemeinsamen Unterlaufs“ (so H. Wehr, Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1977, 429) erscheinen beide unter dem Namen Schatt al Arab („Ufer der Araber“) und münden – zuletzt als Grenzfluss zwischen Irak und Iran in den Persischen Golf. Dieser Name für die – trotz der extensiven Entnahme von Wasser für landwirtschaftliche und andere Zwecke – in manchen Jahreszeiten immer noch gewaltigen Wassermassen wirkt seltsam. Rein semantisch gesehen würde der persische Name „Arwandrud“, der bereits in sasanidischen Quellen belegt ist, besser für diesen Abschnitt des „gemeinsamen Unterlaufs“ beider Flüsse passen („rud“ heißt „Fluss“). In den einschlägigen Texten meint „Arwandrud“ indes häufig den ganzen Tigris. Den „gemeinsamen Unterlauf“ der beiden Flüsse nach dem weniger bedeutenden zu benennen, wäre freilich nicht weniger seltsam als das Verfahren, ein Fließgewässer dieser Dimension „Ufer“ oder „Küste“ zu nennen.
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Türkeireise (2003) zur Vorbereitung der Ostanatolien-Exkursion der CAU im folgenden Jahr – Rüdiger Bartelmus, Sebastian Gleixner, Heinrich Grautstück, Ulrich Orth