Rund 50 km ostsüdöstlich von Kars, unmittelbar an der Grenze zwischen der Türkei und Armenien gelegen, befinden sich nahe bei dem modernen Dorf Ocaklı die Ruinen der altarmenischen Metropole Ani. Geschützt von der Schlucht des – heute die Staatsgrenze bildenden – Arpa Çayı (= Gerstenfluß; armen. Name: Achurean / Ahurjan) im Osten, der armenisch "Tal der Blumen" genannten Schlucht des Bostanlar Çayı (alias Alaca Su = buntes Wasser) im Westen, sowie von einer mächtigen Mauer im Norden, konnte sich hier auf einer keilförmig auf den Zusammenfluß beider Flüsse zulaufenden Hochebene für mehr als 400 Jahre eine blühende Handelsstadt entwickeln: Zur Stadt erhoben von dem Bagratidenkönig Aschot Msaker (809-827 n.Chr.), wurde die nördlich des seit der Bronzezeit besiedelten Zitadellenhügels gelegene alte Siedlung von den folgenden Königen der Dynastie der Bagratiden befestigt und ausgebaut. Doch schon bald – ab dem 11. Jh. n.Chr. – wurde das prosperierende Ani zu einer Art Spielball der Großmächte dieser Zeit (Byzantiner, Georgier, Seldschuken); unbeschadet dessen residierten immer wieder armenische (eine zeitlang auch kurdische) Statthalter in der Stadt. Nach dem Einfall der Mongolen im 13. Jh. n.Chr. und einem schweren Erdbeben im Jahre 1319 verfiel Ani zusehends und wurde bald darauf aufgegeben. – Die türkische Altertümerverwaltung bemüht sich derzeit um Konservierung und Renovierung der Ruinen.
Die nördlich der Festung gelegene Menüçehr Camii wurde einer Inschrift zufolge 1074 von dem ersten kurdischen Statthalter von Ani, von Menüçehr, errichtet, dem Ani von Seiten seines Onkels, des Emirs Patlun von Gandja, überlassen worden war. Letzterem wiederum hatte der Seldschukensultan Alp Arslan die von ihm 1064 eroberte und zerstörte Stadt im Jahre 1072 verkauft. Die Moschee gilt insofern zu Recht als eines der ältesten muslimischen Bauwerke in Anatolien, ist aber nicht – wie gelegentlich behauptet wird – seldschukischen Ursprungs.
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