Blick vom Mond-Heiligtum in südöstlicher Richtung auf das Zentralheiligtum. Im linken Bildrand sind Häuser des Dorfes Yagmurlu Köy (Regen-Dorf, ein Hinweis darauf, daß hier doch ganz gelegentlich Niederschläge vorkommen) zu sehen. In der Talmulde erkennt man Kleinvieh.
Sachl. Kontext:
Rund 50 km südöstlich von Şanliurfa bzw. 40 km nordöstlich von Harran befindet sich inmitten der fast vegetationslosen flachen Kalkriffe der Tektekberge...
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Rund 50 km südöstlich von Şanliurfa bzw. 40 km nordöstlich von Harran befindet sich inmitten der fast vegetationslosen flachen Kalkriffe der Tektekberge in der Nähe des heutigen Dorfes Yağmurlu die Kultanlage Soğmatar, ein weitläufiges Astralheiligtum der Sabier. Diese religiösen Nachfahren des Astralkultes von Harran, die im Koran seltsamerweise zu den monotheistischen Gruppen gezählt werden, die zu dulden sind, verlegten – möglicherweise um nicht als "Polytheisten" enttarnt zu werden – das das Zentrum ihres Kultes in diese unwirtliche Gegend.
Die Kultstätte besteht aus sieben halbkreisförmig um das Zentralheiligtum angeordneten, heute weitgehend zerfallenen Bauwerken auf Hügeln, welche der Sonne, dem Mond (Sin), dem Saturn (Kronos), dem Jupiter (Bel), der Venus (Belti), dem Merkur (Nabu) und dem Mars (Ares) zugeordnet werden. Das Zentralheiligtum befindet sich südlich eines Hügels mit den Ruinen einer mittelalterlichen Zitadelle, an dessen Nordfuß Yağmurlu gelegen ist. Inschriften zufolge soll es ein Tempel des Marilaha gewesen sein, des "Herrn Gott", der später mit dem Mondgott Sin identifiziert wurde. Rund 1 km nördlich davon, etwa zwischen den Heiligtümern der Venus und des Mars, trifft man auf eine nach dem Entdecker als "Höhle Pognons" benannte Doppelhöhle – heute als Stall genutzt –, in der sich eine Reihe von Reliefs und Inschriften finden.
Die Haltung von Kleinvieh (Schafe und Ziegen) bildet seit Jahrtausenden die ökonomische Grundlage für das (Über-) Leben von Halbnomaden im Grenzbereich zwischen Wüste und Kulturland. In neuerer Zeit hat sich die wirtschaftliche Lage in den Ländern des Nahen Ostens dahingehend entwickelt, daß ohne Kleinviehnomaden die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch nicht mehr möglich wäre. Diese archaische Form der Haltung von Kleinvieh bildet somit in der Neuzeit eine wichtige Grundlage für das (Über-) Leben auch und gerade der städtischen Bevölkerung.
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Synonyme:
Objekte:
Ssabier, Harraner, Mandäer, Nazoräer
Ortslage:
Yagmurlu, Yağmurlu, Yağmurlu Köy, Yagmurlu Köy, Regen-Dorf, Sumatar Harabeleri, Eski Sumatar, Yağmurlu, Yagmurlu, Tektek
Ostanatolien-Exkursion der Theologischen Fakultät der CAU zu Kiel unter Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus in Kooperation mit den Instituten für Klassische Altertumskunde und Orientalistik (Philosophische Fakultät) im Sommer 2004
Kategorien:
Wohnhäuser, Vorchristlich/Vorislamisch, 2. Jh. n. Chr., 3. Jh. n. Chr., 20. Jh. n. Chr., Hochland, Yagmurlu, Säugetiere, Landwirtschaft, Dorf