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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00015734 |
Titel: | Banyas / Nahal Hermon |
Landessprachlich: | بانياس, نهر الحرمون / בניאס, נחל חרמון |
Ort: | Banyas |
Provinz/Region: | Al-Qunaytira
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Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Christine Abart |
Texte: | Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Am Oberlauf des Banyas/Hermon.
Israel-Touristen wird die nahe der Stadt Banyas gelegene mächtige Quelle des Banyas/Hermon (ʿAin Panias; Ein Panias) als "die" Quelle "des" Jordan vorgestellt, was – vorsichtig gesagt – in doppelter Hinsicht nicht zutrifft: Die eigentliche Quelle befand sich vielmehr ursprünglich in der sog. Pan-Grotte oberhalb des derzeitigen Austritts des Wassers aus den Felsen des Hermon-Massivs. Zudem ist der Banyas, der am Fuße des im Winter schneebedeckten und nach der Schneeschmelze demzufolge viel Wasser speichernden Hermon entspringt, nur einer der vier Quellflüsse des Jordan. |
Sachl. Kontext: |
Der Jordan durchfließt in Palästina auf rund 180km (Luftlinie) den – geologisch gesehen – vom Taurus bis zum Horn von Afrika reichenden großen Grabenbruch,...
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Der Jordan durchfließt in Palästina auf rund 180km (Luftlinie) den – geologisch gesehen – vom Taurus bis zum Horn von Afrika reichenden großen Grabenbruch, der seine tiefste nicht von Wasser bedeckte Stelle am Rande des Toten Meeres erreicht (heute bei etwa -420m). Entgegen einer verbreiteten (und von der israelischen Staatspropaganda geförderten) Meinung ist der Jordan nicht "der" Fluß Israels: Nur in der Hule-Ebene und ein kurzes Stück nach seinem Ausfluß aus dem See Gennezareth verläuft sein Flußbett auf israelischem Staatsgebiet. Ansonsten bildet der Jordan – legt man die völkerrechtlich abgesicherten UNO-Grenzen von 1967 zugrunde – im Bereich nördlich des Sees Gennezareth den Grenzfluß zwischen Syrien und Israel und in seinem südlichen Verlauf vom See Gennezareth bis zum Toten Meer zu rund einem Drittel den Grenzfluß zwischen Israel und Jordanien und zu zwei Dritteln den Grenzfluß zwischen den Palästinensergebieten und Jordanien.
Was die Wassermenge bzw. die Quellen betrifft, stammt der weitaus größte Teil des Jordan-Wassers ohnehin eindeutig aus den Nachbarstaaten Israels: Seine vier wichtigsten Quellflüsse entspringen im südlichen Teil des Libanon bzw. am Hermon in Syrien. Die Flüsse Dardara / Iyyun und Hasbani / Snir liefern Wasser aus dem Libanon (die Quelle des letzteren liegt nördlich des Hermon am letzten Ausläufer des Antilibanon, also gut 50km von der Grenze Israels entfernt), der al-Leddan / Dan und der Banias / Hermon dagegen Wasser vom südlichen Abhang des Hermon-Massivs, also aus dem Teil des Staatsgebiets von Syrien, das Israel seit 1967 widerrechtlich besetzt hält. In Widerspruch zu den orographischen Gegebenheiten wird unbeschadet dessen Israel-Touristen zumeist die nahe der Stadt Banias gelegene mächtige Quelle des Banias / Hermon (ʿAin Panias; Ein Panias) als "die" Quelle des Jordan vorgestellt. (Daß Banias auf besetztem Gebiet liegt, stört die wenigsten Besucher, zumal sie entweder nicht wissen oder nicht wissen wollen, daß es im sog. Sechstagekrieg – nach einem Statement von Ariel Sharon – im Prinzip vor allem darum ging, Israel den ungeteilten Besitz des Jordan-Wassers zu sichern). Aber auch eine bei Tel Dan gelegene Quelle, deren Wasser sich mit dem aus syrischem Staatsgebiet kommenden Wasser des al-Leddan/Dan vereint, wird gelegentlich als Jordanquelle präsentiert.
Nach der Vereinigung der vier Quellflüsse durchfließt der Jordan die heute Hule-Ebene genannte, noch 80m über Seehöhe liegende Senke westlich der Golan-Höhen, um danach auf einer Strecke von nur 25km mehr etwa 300m an Höhe zu verlieren und in den See Gennezareth einzumünden. Kurz nachdem der Jordan dann den See Gennezareth wieder in Süden verlassen hat, nimmt er Wasser aus dem von Nordosten einmündenden Yarmuk in sich auf (der seinerseits auf einer langen Strecke die Grenze zwischen Syrien und Jordanien bildet), um danach mäandrierend weiter zum Toten Meer zu fließen. Der letzte bedeutende Nebenfluß auf dieser Strecke kommt wiederum von Osten; es ist der in der Nähe von Amman entspringende Nahr ez-Zerka/Jabbok.
Unbeschadet der stark voneinander abweichenden Zahlen, die Israel, die Palästinenser, die Weltbank, die Uno-Behörde für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) u.a. Institutionen zur Frage des Wasserverbrauchs in der Region verbreiten, kann man pauschal feststellen, daß Israel dem Jordan und seinen Nebenflüssen weit mehr Wasser entnimmt als ihm nach den Grundsätzen des Völkerrechts zustehen würde. Selbst wenn man sich den zionistischen Anspruch auf das ganze Eretz Yisrael zu eigen machen wollte, müßte man zugestehen, daß Israel in Sachen Wasser seine Nachbarn massiv übervorteilt – es sei denn man versteht unter Eretz Yisrael das Gebiet, das das sog. Großreich Davids angeblich umfasste oder gar das ideelle Konstrukt eines Israel vom "Bach Ägyptens, bis an den großen Strom, den Euphrat" (Gen 15,18).
Daß der Jordan seit jeher im christlichen Pilgerwesen (und bei kirchlich geprägten Israel-Touristen bis heute) eine wichtige Rolle spielt, ist allgemein bekannt, soll doch an ihm einst Johannes der Täufer auch Jesus getauft haben (vgl. Mk 1,9-11; Mt 3,13-17; Lk 3,21-22; Joh 1,29-34). Dementsprechend gibt es am Jordan mehrere "Taufstellen", die denn auch von besonders frommen Personen genutzt werden, um sich dort taufen zu lassen. Auch der Export von Jordanwasser zu Taufzwecken floriert nach wie vor.
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Objekte: | دردره, Dardara, براغيث, Braghith, Nahr Bareighit, עיון, Ayun, Wadi el-Kharrar, الحاصباني, al-Ḥāṣbāni, Hasbani, Hatzbani, Hazbani, שניר, Snir, اللدان, Leddan, דן, Dan, بانياس, Bāniyās, Banias, naḥal ḥærmōn, חרמון, Ḥærmōn, جبل الشتخ, Ǧebel aš-Šaiḫ, Jebel esh-Shaykh |
Ortslage: | Banyas, بانياس الحولة, Bāniyās, Bāniās, Baniyas, Banias, Banjas, בניאס, Paneas, Paneion, Πανείας, Caesarea Philippi, Caesarea Philippi Neronis, Neronias, Belinas |
Provinz: | Al-Qunaytira, محافظة القنيطرة, Muḥāfaẓat al-Qunayṭrāh, Muḥāfaẓat al-Qunayṭra, Muhafazat al-Qunaytirah, Mohafazat al-Qunaytira, El Qnaitra, El Qunaitra, El Qnaïtra, Qunayturah, Quneitra, Qnaïtra, El Quneitra, Qnaitra, Qunayţurah, El Kuneitra, Kuneïtra, Qnaytra, Qhaitra, Qunayţirah, Al Qunayţirah, Kuneitra, Qnayţra, Qunaytirah, Kaḍā el-Ḳunēṭra |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | Farhang Mehr, The politics of water, in: Antonino Zichichi, Richard C. Ragaini (eds.), International Seminar on Nuclear War and Planetary Emergencies, 30th session, Erice, Italy, 18–26 August 2003, Ettore Majorana International Centre for Scientific Culture, World Scientific Publishing Co. Pie. Ltd., 2004, S. 258f. |
Publizist: | KiBiDaNO |
Aufnahme-Kontext: | Pilgerreise 2003 |
Kategorien: | 21. Jh. n. Chr., Wasser, Banyas, Tourismus |
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Letzte Änderung: | 12.11.2014 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00015734 |
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