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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00015425 |
Titel: | al-Qastal / Moschee / Minarett |
Landessprachlich: | القسطل / مسجد / منار |
Provinz/Region: | Amman
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Haschemitisches Königreich Jordanien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 29.08.2008 |
Texte: | Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Behelfsmäßig als Minarett genutzte Überreste der einstigen Moschee von Qasṭal. |
Sachl. Kontext: |
Wie der Name erkennen läßt, hatte die etwa 30 km südlich von Amman gelegene umayyadische Anlage in Qasṭal – bestehend aus einem Palast und einer Moschee...
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Wie der Name erkennen läßt, hatte die etwa 30 km südlich von Amman gelegene umayyadische Anlage in Qasṭal – bestehend aus einem Palast und einer Moschee – einen Vorgängerbau, ein römisches Kastell. Die jetzt noch erhaltenen Ruinen sind freilich die Überreste einer wohl vom Kalifen ʿAbd al-Malik errichteten Palastanlage; im Umfeld dürfte – ähnlich wie das in al-Hallabat war – Landwirtschaft getrieben worden sein. Der Erhaltungszustand des Palastes ist ziemlich schlecht. Nicht viel anders liegen die Dinge im Falle der Moschee, obwohl diese in ayyubidischer und spätosmanischer Zeit renoviert bzw. umgebaut wurde. In ihrem Umfeld liegt ein großer Friedhof aus osmanischer Zeit. Die Frage, ob man die Anlage zu den umayyadischen Wüstenschlössern zählen kann oder nicht, ist nicht eindeutig mit "ja" oder "nein" zu beantworten; um sie sinnvoll beantworten zu können, müßte man mehr über die Nutzung der Anlage in umayyadischer Zeit wissen.
Nimmt man die Vielfalt der architektonischen Elemente und anderer Aspekte an den gemeinhin Wüstenschlösser genannten Bauten wahr, verwundert es nicht, daß in der Forschung sehr unterschiedliche Theorien entwickelt wurden, zu welchem Zweck diese Anlagen von den Umayyaden errichtet wurden: Je nachdem, welches Merkmal ein Forscher in den Mittelpunkt seiner Theoriebildung rückte, wurde postuliert, ihr Bau sei aus militärischen, sozialpsychologischen, wirtschaftlichen, medizinischen oder politischen Beweggründen heraus erfolgt – auch Kombinationen aus diesen Aspekten wurden vertreten.
Da einige von den Wüstenschlössern auf römische Kastelle zurückgehen bzw. zumindest im Umfeld militärisch wichtiger Straßen liegen, und die entsprechenden Bauten zudem gut befestigt wirken, ging man lange von der Annahme aus, die Umayyaden hätten die römisch-byzantinische Wehrdoktrin unverändert übernommen, gemäß der militärische Stützpunkte in der Wüste für die Verteidigung der Grenzen im Osten zwingend notwendig sind. Bei genauerem Hinsehen erwies sich indes, daß die dicken Mauern und Türme allenfalls als Schutz vor militärisch wenig potenten Angreifern geeignet waren. Eine aktive Auseinandersetzung mit einem regulären Belagerungsheer wäre angesichts der Konstruktion der Bauten kaum möglich gewesen. – Alois Musil, der die Wüstenschlösser für die westliche Forschung gewissermaßen "wiederentdeckte", vertrat dem gegenüber die These, die Umayyaden hätten sich nur sehr ungern von ihren beduinischen Wurzeln gelöst und wären daher so oft wie möglich in die Wüste zurückgekehrt; in Zeiten, in denen in den Städten ansteckende Krankheiten wie die Pest wüteten, wäre dieses emotionale Motiv auch noch rational verstärkt worden: Die Wüstenschlösser wären demgemäß so etwas wie Sommerresidenzen und Zufluchtsorte gewesen. – Auf der Basis von zeitgenössischen Berichten über das laszive Treiben der Umayyaden und unter dem Eindruck von Bildern aus Quṣair ʿAmra wurde diese Theorie sozialpsychologisch dahingehend weiterentwickelt, daß die Kalifen die Abgeschiedenheit der Wüste dazu nutzten, hier fern der Kontrolle durch die Öffentlichkeit bzw. durch die muslimische Geistlichkeit Lustbarkeiten zu genießen, die Muslimen verboten waren. – Wieder andere Forscher nahmen die perfekte Versorgung der meisten Wüstenschlösser mit Wasser – Mšatta bildet hier eine Ausnahme – zum Anlaß, in ihnen eine Art landwirtschaftliche Staatsdomänen zu sehen: Einen konkreten Ansatzpunkt für die Entwicklung dieser Theorie boten etwa die Gegebenheiten in Qaṣr al-Ḥeir aš-Šarqi; aber auch die perfekte Wasserversorgung von Qaṣr al-Ḥallābāt ließe sich als Argument für diese Theorie anführen. Dazu fügt sich gut der religiös-politische Aspekt, daß die umayyadischen Herrscher als Muslime andere Muslime nicht enteignen durften: Landbesitz als Basis der Macht ließ sich praktisch nur in der Wüste ohne größere Probleme erwerben; er ließ sich bei einer entsprechenden Versorgung mit Wasser dann natürlich auch wirtschaftlich nutzen. Angesichts der architektonischen Anlage der Wüstenschlösser nach dem für Städte typischen Beit-System – mehrere geschlossene Wohneinheiten von fünf und mehr Räumen sind um einen Hof in der Mitte des Gebäudes angeordnet – und der prächtigen Repräsentationsräume spricht indes wenig für diese Theorie. – So dürfte am ehesten die verschiedene Aspekte kombinierende Vermutung von Heinz Gaube zutreffen, die Umayyaden hätten die Wüstenschlösser als Orte einer rotierenden Hofhaltung in die Wüste gesetzt, um so eine Kontrolle auch über die Nomaden in ihrem Herrschaftsgebiet ausüben zu können: Den beduinischen Stammesführern, die zu Beratungen oder Festen in die prächtigen Residenzen kamen, konnte hier sinnenfällig (und in der gleichen Form wie den Städtern) die Bedeutung und Macht ihrer Oberherren demonstriert werden; daß die Kalifen so das politisch Nützliche mit dem Angenehmen (Jagd, gutes Klima, geringe Sozialkontrolle) verbinden konnten, war zweifellos ein weiterer Beweggrund für die Errichtung der Wüstenschlösser bzw. für den Umbau von römischen Kastellen in palastartige Bauten.
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Objekte: | Minarett, منار, Manār, Manâr, Manar, Minār, Minâr, Minar, Monâr, Monar, Munâr, Munar, منارة, Manāra, Manâra, Manara, Menara, Menāra, Monara, Munara, Mināra, Minare, Minara, Manarat, Minaret, مئذنة, Miʾḏana, Ma'dhana, Madhanat, Mi'dhana, Madhana, Midhana, Madana, Mie'zana, Mazana, Mizana, Pl. منائر, Manāʾir, مناور, Manāwir, مآذن, Māḏin, Moschee, جامع, Ǧâmiʿ, Ǧāmiʿ, Ǧâmi', Ǧāmi', Ǧumʿah, Ǧum'ah, Ǧumʿeh, Ǧum'eh, Gami'a, Gami', Jumeh, Jumih, Jumi, Jume, Jome, Jomi, Jameh, Jame, Jamih, Jami, Jâmi, Jâme, Djami, Djame, Djome, Djuma, Djomeh, Djameh, Pl. جوامع, Ǧawāmiʿ, مسجد, Masǧid, Masǧed, Masjid, Masjed, Masgid, Masged, Masdschid, Masdsched, Masdjid, Masd̲j̲id, Masdjed, Mascid, Masced, Mosque, مسجد جامع = große Moschee, Freitagsmoschee, Great Mosque, Versammlungsmoschee, Congregational Mosque, Pl. مساجد, Masāǧid |
Personen: | Abdalmalik ibn Marwan, عبد الملك بن مروان, ʿAbd al-Malik Ibn Marwān, ʿAbd al-Malik b. Marwān, Abd al-Malik ibn Marwan, Ibn Merwan, bin Marawan |
Provinz: | Amman, محافظة العاصمة, Muḥāfaẓat al-ʿĀṣima, Mohafazat al-Aṣima, Muhafazat al-Asima |
Land: | Haschemitisches Königreich Jordanien, الأردنّ, المملكة الهاشمية الأردنية, al-Mamlaka al-Hāšimīya al-Urdunnīya, al-Urdunn, Al-Mamlakah al-Urdunniyyah al-Hāšimiyyah, al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāschimiyya, Al-Urdonn, Hashemite Kingdom of Jordan |
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Literatur u.a.: | P. Carlier, F. Morin, Recherches archéologiques au château de Qastal (Jordanie), ADAJ 28 (1984) 343-383 |
Publizist: | KiBiDaNO |
Aufnahme-Kontext: | Syrien-Jordanien-Exkursion 2008 der Theologischen und Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und Prof. Dr. Ulrich Hübner (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie), Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam (Institut für Orientalistik, Lehrstuhl für Islamwissenschaft) und Prof. Dr. Josef Wiesehöfer (Institut für Altertumswissenschaft) |
Kategorien: | Sakral, Islamisch, Sunnitisch, Moschee, 1. Jh. n. Chr., 2. Jh. n. Chr., 7. Jh. n. Chr., 8. Jh. n. Chr., 12. Jh. n. Chr., 13. Jh. n. Chr., 19. Jh. n. Chr., Amman |
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Letzte Änderung: | 10.04.2013 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00015425 |
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