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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00015255 |
Titel: | Petra / Jebel Umm al-Amr / Grab des Sextius Florentinus |
Landessprachlich: | البتراء / جبل ام العمرو / ضريح سكستيوس فلورنتينوس |
Ort: | Petra |
Provinz/Region: | Ma'an
-
Haschemitisches Königreich Jordanien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 25.08.2012 |
Texte: | Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Das Portal zum Grab des Sextius Florentinus, eines Römers, der unter Hadrian Statthalter der Provincia Arabia war. So bedauerlich es ist, daß das Portal durch Verwitterung stark beschädigt wurde: Das Farbenspiel im Sandstein gibt der Fassade einen eigentümlichen Reiz (vgl. Bild ID 15256).
Das Grab des Sextius Florentinus liegt am nördlichen Ende der sog. Königswand unmittelbar neben dem Einschnitt, der den Jebel Umm al-Amr vom Massiv des Jebel al-Kubtha trennt: das Wadi Zarnūq al-Khubtha. Es unterscheidet sich nicht nur dadurch von den übrigen Grabanlagen an der Königswand, daß hier ein Fremder bestattet wurde, wie einer Inschrift im unteren Gebälk der Fassade zu entnehmen ist. (Sie stammt von Lucius, dem Sohn des Sextius, der darin erklärt, er habe die Anlage für seinen Vater geschaffen). Auch das mit einem Basrelief geschmückte Bogentympanon stellt eine Besonderheit dar. Zudem weist die Fassade stilistische Merkmale auf, die darauf verweisen, daß hier nabatäische und römische Traditionen miteinander verschmolzen wurden; häufig wird darauf verwiesen, daß hier architektonische Elemente aufscheinen, die an den Hadrianstempel von Ephesos erinnern. Insofern ist die viel diskutierte Annahme, Lucius Florentinus könnte ein nabatäisches Grab für seinen Vater "usurpiert" haben, nicht sehr wahrscheinlich: Fassaden, die in negativer Architektur erstellt werden, lassen sich kaum völlig neu gestalten. |
Sachl. Kontext: |
Der Felskessel von Petra – östlich der 'Araba etwa zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Aqaba gelegen – war nachweislich bereits in der Jungsteinzeit...
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Der Felskessel von Petra – östlich der 'Araba etwa zwischen dem Toten Meer und dem Golf von Aqaba gelegen – war nachweislich bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Schon in dieser Zeit scheint man den Sachverhalt wahrgenommen zu haben, daß sich der anstehende Sandstein leicht bearbeiten ließ: Es entstanden (einzelne) Höhlenwohnungen.
Im 4. Jh. v.Chr. etablierte sich im später Petra genannten Ort ein überregionaler Umschlagplatz für Weihrauch und Myrrhe. Das aus dem Nordwesten der arabischen Halbinsel stammende arabische Volk der Nabatäer nutzte die durch steile Felsformationen geschützte natürliche Festung als Rückzugsgebiet und begann, die in der Nähe verlaufende Handelsroute von Syrien nach Ägypten von hier aus zu kontrollieren. Das konnten weder Alexander d.Gr. noch seine Nachfolger verhindern. So versuchte etwa Antigonos I. Monophthalmos vergeblich, die Felsenstadt zu erobern.
Der im 3. und 2. Jh. v.Chr. zwischen den Seleukiden und den Ptolemäern ausgetragene Kampf um die regionale Vorherrschaft blieb für die zunächst noch in Sippenverbänden organisierten Nabatäer weitgehend folgenlos, ja sie erweiterten in dieser und der folgenden Zeit unter der Herrschaft mehrerer Könige mit Namen Aretas ihren Machtbereich. Das Zentrum blieb indes Petra, das um die Zeitenwende an die 40000 Einwohner gezählt haben könnte.
Als die Römer unter Pompejus 64 v.Chr. die Provinz Syrien errichteten, änderte sich – dank eines Friedensvertrags, den der von Marcus Aemilius Scaurus in Palästina besiegte König Aretas III. mit Rom schloß – zunächst so gut wie nichts am wirtschaftlichen Erfolg der Nabatäer. Im letzten Viertel des 1. Jh. v.Chr. und dem ersten des 1. Jh. n.Chr. florierte der Handel – die formal mit Rom alliierten nabatäischen Könige genossen weitgehende Autonomie. In dieser Periode entstanden die bedeutendsten Bauten, v.a. Grabanlagen, die größtenteils in »negativer Architektur« in die den Talkessel umgebenden Wände aus rot-buntem Sandstein eingehauen wurden.
Doch schon bald verschlechterte sich das Verhältnis zwischen den Kaisern und ihren in Petra residierenden Klientelkönigen – v.a. aus wirtschaftlichen Gründen. Um höhere Einnahmen zu erzielen, wurden die asiatischen Warenströme auf römisches Territorium umgelenkt. Diese Maßnahmen leiteten den wirtschaftlichen Niedergang Petras ein. Als Reaktion hierauf verlagerte der letzte nabatäische König, Rabel II., seine Residenz nach Bosra, da der Hauptort des agrarisch geprägten Hauran bessere Lebensgrundlagen bot. Nachdem indes mit ihm die Königsdynastie der Nabatäer endgültig erloschen war, annektierte Trajan 106 n. Chr. die nabatäischen Territorien und ließ die Provinz Arabia errichten. Insbesondere aufgrund der fortwährenden römisch-sasanidischen Auseinandersetzungen büßte Petra in der Folgezeit vollends seine Funktion als prosperierendes Handelszentrum ein. Immerhin konnte Petra unter Diokletian noch einmal Provinzhauptstadt werden, ja es wurde unter den ersten christlichen Kaisern sogar Sitz eines Bischofs. Dann aber schwand die Bedeutung des (doch etwas zu abseits der neuen Haupthandelsrouten gelegenen) Ortes sehr schnell, und in muslimischer Zeit verfielen alle Bauten endgültig: Petra wurde – wieder – zum Zentrum eines Sippenverbandes von Beduinen.
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Objekte: | قبر الوعاء, Berg / Gebirge, جبل, Ǧabal, Jebel, Jabal, Djabal, Djebel, Djebal, Jebal, Dshabal, Dshebel, Dschabal, Dschebel, Dschabel, Dschebal, Pl. جبال, Ǧibāl, Jibal, Djibal, Dschibal, Bergland, Mount, Mountains, Grab / Grabanlage, قبر, Qabr, Quabr, Qabar, Qaber, Qabir, Qubr, Kabr, Kubr, مثوى, Maṯwan, Mathwan, Pl. قبور, Qubūr, Pl. مثاو, Maṯāwin, لحد, laḥd, ضريح, ḍarīḥ, Darih, Tomb, Grave, Burial Site |
Ortslage: | Petra, البتراء, al-Batrā’, πέτρα, Raqm, Raqmu, Raqmû, Reqem, ar-Raqim, ar-Raqīm, Rekem, Αρμη, Αρεκεμη, HadrianaJebel ʾUmm al-ʿAmr, جبل الخبثة, el-Hubze, Jebel el-Hubta, Jebel al-Ḫubṯa, Jabal al khubtha, Jabal al-Khubthah, وادي زرنوق الخبثة |
Provinz: | Ma'an, محافظة معان, Muḥāfaẓat Maʿān, Mohafazat Ma'ān, Muhafazat Maan |
Land: | Haschemitisches Königreich Jordanien, الأردنّ, المملكة الهاشمية الأردنية, al-Mamlaka al-Hāšimīya al-Urdunnīya, al-Urdunn, Al-Mamlakah al-Urdunniyyah al-Hāšimiyyah, al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāschimiyya, Al-Urdonn, Hashemite Kingdom of Jordan |
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Literatur u.a.: | F. Zayadine, Zwischen Sīq und ad-Dēr. Ein Rundgang durch Petra, in: T. Weber, R. Wenning (Hg.), Petra. Antike Felsstadt zwischen arabischer Tradition und griechischer Norm, Mainz 1997, 38-55, 48. |
Publizist: | KiBiDaNO |
Aufnahme-Kontext: | Syrien-Jordanien-Exkursion 2008 der Theologischen und Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und Prof. Dr. Ulrich Hübner (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie), Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam (Institut für Orientalistik, Lehrstuhl für Islamwissenschaft) und Prof. Dr. Josef Wiesehöfer (Institut für Altertumswissenschaft) |
Kategorien: | Profan, Grabmäler, 2. Jh. n. Chr., Berge, Petra |
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Letzte Änderung: | 20.12.2012 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00015255 |
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