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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00009885 |
Titel: | Hebron / Eiche Abrahams |
Landessprachlich: | חברון, אשׁל אברהם / الخليل, بلوط السبت |
Ort: | Hebron |
Provinz/Region: | Westjordanland
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Palästinensische Autonomiegebiete (Grenzen 1967) |
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Photograph: | Ulrich Hübner |
Texte: | Mareike Meier, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Überreste der sog. Eiche Abrahams nahe dem 1871 gegründeten russisch-orthodoxen Kloster, das sich ungefähr 2 km westlich des Patriarchengrabs befindet. |
Sachl. Kontext: |
Wo Abraham – sofern es sich bei ihm überhaupt um eine reale historische Gestalt handelt – nach seiner Rückkehr aus Ägypten sein Zelt aufschlug (Gen 13,18),...
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Wo Abraham – sofern es sich bei ihm überhaupt um eine reale historische Gestalt handelt – nach seiner Rückkehr aus Ägypten sein Zelt aufschlug (Gen 13,18), ist angesichts der unsicheren Quellenlage naturgemäß heftig umstritten (das Buch Genesis wird heute von den meisten Forschern als eine Sammlung von alten, mehrfach überarbeiteten Sagen gesehen). Der in der Bibel erwähnte Ort Mamre wird heute in der Regel mit Ramat el-Khalil (gelegen etwa 4km nördlich von Hebron) identifiziert, doch auch die (relativ junge) Tradition, daß eine etwa 2km westlich von Hebron stehende (mittlerweile abgestorbene) Eiche den Ort markiere, an dem Abraham einst die drei himmlischen Besucher bewirtete (Gen 18,1), ist bis heute lebendig geblieben – dies unbeschadet dessen, daß das in Gen 18,1 verwendete Wort אלון in vielen Fällen nur einen besonders großen (heiligen) Baum meint. (Dort, wo אלון zur Bezeichnung einer bestimmten Pflanzengattung verwendet ist, ist die Terebinthe gemeint, erst im Mittelhebräischen wird das Wort auch für "Eiche" verwendet). Die Identifikation dieses mächtigen Baumes als "Eiche Abrahams" führte dazu, daß in seinem Umfeld u.a. eine Dreifaltigkeitskirche und ein Pilgerhospiz errichtet wurden. Beide befinden sich auf einem Grundstück, das der russische Archimandrit Krapustin 1871 erwarb. In neuerer Zeit wird auch Chirbet Nimrā (ca. 1km nördlich von Hebron) als das alte Mamre angesehen. Man fand dort bei Ausgrabungen um die Jahrtausendwende ein Gebäude aus frühpersischer Zeit, was zeigte, daß dort schon in vorchristlicher Zeit eine Siedlung existierte. Aufgrund der Ähnlichkeit der Namen Mamre und Nimra wurde dann weiter assoziiert, daß an diesem schon so früh besiedelten Ort das Mamre Abrahams gelegen haben müsse.
Daß Mamre innerhalb von Hebron – auf dem oder am Fuß des Jebel er-Rumede – zu suchen sei, wie es in Überlieferungen aus dem Mittelalter behauptet wird, die die Ortsangabe in Gen 13,19 allzu wörtlich nahmen, gilt gegenüber den anderen erwähnten Theorien heute als wenig wahrscheinlich.
Hebron – umgeben von den höchsten Erhebungen des judäischen Berglands gelegen etwa 30 km südlich von Jerusalem auf 930m Seehöhe an den Hängen eines von SO nach NW verlaufenden wasserreichen, fruchtbaren und klimatisch günstigen Tales im israelisch besetzten palästinensischen Westjordanland – gehört zu den Städten im Nahen Osten, die sich rühmen, zu den ältesten ununterbrochen bewohnten Städten der Welt zu gehören. Zugleich zählt es zu den Städten in Palästina, die für Juden und Muslime als besonders heilige Orte gelten, befindet sich doch dort der Überlieferung nach das Grab, in dem der Urvater der monotheistischen Religionen – Abraham / Ibrahim – samt seiner Frau Sara begraben sein soll, ebenso sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob sowie deren Ehefrauen Rebekka und Lea: Die eigentliche Grabanlage – die Höhle Machpela der Überlieferung – befindet sich unter dem Ḥaram al-Ḫalîl, dem "Heiligtum der Patriarchengräber" (oft auch abgekürzt als "Patriarchengrab" bezeichnet). Hinter den herodianischen Mauern des Heiligtums findet man nur sechs Kenotaphe in Memorialbauten, die nach den oben erwähnten Personen benannt sind. Auch für Christen gilt Hebron als ein heiliger Ort (wenn auch nur minderen Ranges), wovon etwa der Umstand zeugt, daß sich die sog. Abrahamseiche – einer relativ jungen Legende nach der Baum, nahe dem Abraham nach Gen 18,1 sein Zelt aufgeschlagen hat – auf dem Gelände eines russisch-orthodoxen Klosters befindet. (Der dank des Baumes für heilig gehaltene Ort wurde 1871 vom damaligen russischen Archimandriten erworben; er ließ dort ein Kloster errichten). Von der hohen religiösen Bedeutung des Ortes zeugen u.a. auch der arabische Ehrenname des Ortes "el-ḫalīl er-raḥman" ("der Freund des Erbarmers") und die – daran anknüpfende – volksetymologische Ableitung des hebräischen Ortsnamens von ḥæbær ("Genosse, Freund"). [Sie lässt sich allerdings nicht halten und dürfte als Reaktion auf das arabische Wortspiel entstanden sein. – Wenn der hebräische Name überhaupt etwas mit der Verbalwurzel ḥabar zu tun hat, könnte er allenfalls so etwas wie "Bündnisort" bedeuten (vgl. Keel / Küchler, 672)].
Angesichts der durch die starke jüdische Zuwanderung seit dem Beginn des 20. Jh.s kontinuierlich gewachsenen religiösen und politischen Spannungen zwischen Muslimen und Juden und der hohen religiösen, ja politisch-ideologischen Bedeutung des Ortes für beide Glaubensgemeinschaften ist es in gewisser Weise nachvollziehbar (wenn auch der Sache nach unverzeihlich), dass im 20. und 21. Jh. immer wieder mehr oder weniger gewalttätige Auseinandersetzungen um den Besitz bzw. die Nutzung der heiligen Stätten stattgefunden haben. Unter ihnen gelten das Pogrom von 1929, das auf der jüdischen Seite 67 Todesopfer forderte, sowie das Massaker von 1994, bei dem ein einzelner extremistischer jüdischer Siedler 29 Muslime bei ihrem Gebet in der Abraham-Moschee erschoss (und zahlreiche weitere verletzte), als die blutigsten. Rein rechtlich gesehen ist die Lage eigentlich klar: Dass in Hebron selbst mehr als 800 jüdische Siedler leben, und dass unmittelbar an Hebron angrenzend die Siedlung Kirjat Arba gegründet wurde, in der weit mehr als 7000 Siedler leben, ist eindeutig völkerrechtswidrig. Die palästinensische Autonomiebehörde hat sich in diesem Fall aber 1998 der normativen Kraft des Faktischen gefügt und hat mit Israel im sog. Hebron-Abkommen vereinbart, den Ort verwaltungstechnisch in zwei Einheiten aufzuteilen. Die Folgen dieser Vereinbarung für die palästinensischen Bewohner der Stadt, waren und sind gravierend: Ihre Bewegungsfreiheit ist noch mehr eingeschränkt als die der übrigen Bewohner der "Westbank".
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Objekte: | Ballut es-Sibta, Balut es-Sebat, balluṭet es-sibte, Eiche des Ruhens, Eiche der Ruhe, ʾešæl ʾabrāhām, Abrahamseiche, Eshel Avraham, Kloster (christlich), دير, Dayr, Dair, Deir, Deyr, Dēr, Pl. أديار, أديرة, Adyira, Adyār, Convent, Monastery, خربة نمرا, ḫirbet nimrã, Khirbet Nimra' |
Ortslage: | Hebron, الخليل, al-Ḫalīl, al Khalīl, al-Chalīl, al Khalil, El Khulil, El Khalil, חברון, Habrun, Hevrōn, Hevron, Habron, Hebrun, Chebron, rāmat el-Ḫalīl, ramat al-Ḫalil, rāmet el-Ḫalīl, Ramat el-Khalil, Ramet el-Khalil, Ramet el-Chalil, Rāmet el-Chalīl |
Provinz: | Westjordanland, الضفة الغربية, aḍ-Ḍiffa al-Ġarbīya, Westbank, ad-diffa al-gharbiyya, Cisjordanien, Westjordanien, Judäa und Samarien |
Land: | Palästinensische Autonomiegebiete (Grenzen 1967), السلطة الوطنية الفلسطينية, فلسطين, Filasṭīn, as-Sulṭa al-Waṭanīya al-Filasṭīnīya, Filasṭîn, Palästina, as-Sulṭa al-Waṭaniyya al-Filasṭîniyya, Palestinian Territories |
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Literatur u.a.: | Othmar Keel / Max Küchler, Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studien-Reiseführer zum Heiligen Land. Bd.2: Der Süden, Göttingen 1982, 670-713 |
Literatur u.a.: | http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/20809/ |
Publizist: | KiBiDaNo |
Kategorien: | Sakral, 16. Jh. n. Chr., 19. Jh. n. Chr., 20. Jh. n. Chr., Hebron, Wald |
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Letzte Änderung: | 28.03.2014 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00009885 |
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