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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00009676 |
Titel: | Qasr Kharaneh / Wüste / Abend |
Landessprachlich: | قصر خرانة / صحراء / مساء |
Provinz/Region: | Amman
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Haschemitisches Königreich Jordanien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 02.09.1977 |
Texte: | Mareike Meier, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Von dem (heute mit einer Teerdecke versehenen) Flachdach des Qasr Kharaneh aus hat man einen weiten Blick hinaus in die große syrische (arabische) Wüste – auch und gerade im letzten Abendlicht. (Die Landschaft im Mittelgrund wird man bei genauerem Hinsehen u.U. eher als Wüstensteppe denn als Wüste klassifizieren; erst gegen den Horizont hin beginnt Wüste im eigentlichen Sinn). |
Sachl. Kontext: |
Der zweistöckige Bau des ca. 60 km ostsüdöstlich von Amman in der Wüstensteppe gelegenen Qaṣr ʾal-Ḫarâna kann als idealtypisches Beispiel für ein umayyadisches...
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Der zweistöckige Bau des ca. 60 km ostsüdöstlich von Amman in der Wüstensteppe gelegenen Qaṣr ʾal-Ḫarâna kann als idealtypisches Beispiel für ein umayyadisches Wüstenschloß gelten, auch wenn es lange Zeit als sasanidische Festung gedeutet wurde: Elemente unterschiedlichster Funktion und Herkunft sind in diesem gut erhaltenen (teilrestaurierten), nahezu quadratischen Bau (Außenmaße: 35,5x36,5 m) vereint – die Anlage nach dem "Beit"-System (dazu s.u.) ist dennoch unverkennbar.
Nimmt man die Vielfalt der architektonischen Elemente und anderer Aspekte an den gemeinhin Wüstenschlösser genannten Bauten wahr, verwundert es nicht, daß in der Forschung sehr unterschiedliche Theorien entwickelt wurden, zu welchem Zweck diese Anlagen von den Umayyaden errichtet wurden: Je nachdem, welches Merkmal ein Forscher in den Mittelpunkt seiner Theoriebildung rückte, wurde postuliert, ihr Bau sei aus militärischen, sozialpsychologischen, wirtschaftlichen, medizinischen oder politischen Beweggründen heraus erfolgt – auch Kombinationen aus diesen Aspekten wurden vertreten.
Da nun Bauten wie Qasṭal, Mšatta oder Qaṣr al-Ḥeir al Ġarbi entweder auf römische Kastelle zurückgehen oder zumindest im Umfeld militärisch wichtiger Straßen liegen, und die entsprechenden Bauten zudem gut befestigt wirken, ging man lange von der Annahme aus, die Umayyaden hätten die römisch-byzantinische Wehrdoktrin unverändert übernommen, gemäß der militärische Stützpunkte in der Wüste für die Verteidigung der Grenzen im Osten zwingend notwendig sind. Bei genauerem Hinsehen erwies sich indes, daß die dicken Mauern und Türme allenfalls als Schutz vor militärisch wenig potenten Angreifern geeignet waren. Eine aktive Auseinandersetzung mit einem regulären Belagerungsheer wäre angesichts der Konstruktion der Bauten kaum möglich gewesen, zumal die als Schießscharten (fehl-) interpretierten Öffnungen dank ihrer Positionierung und Form von Bogenschützen oder gar von Speerwerfern nicht zu gebrauchen waren: Es handelt sich bei ihnen schlicht um Lüftungsschlitze. – Alois Musil, der die Wüstenschlösser im 19. Jh. für die westliche Forschung gewissermaßen "wiederentdeckte", vertrat dem gegenüber die These, die Umayyaden hätten sich nur sehr ungern von ihren beduinischen Wurzeln gelöst und wären daher so oft wie möglich in die Wüste zurückgekehrt; in Zeiten, in denen in den Städten ansteckende Krankheiten wie die Pest wüteten, wäre dieses emotionale Motiv auch noch rational verstärkt worden: Die Wüstenschlösser wären demgemäß so etwas wie Sommerresidenzen und Zufluchtsorte gewesen. – Auf der Basis von zeitgenössischen Berichten über das laszive Treiben der Umayyaden und unter dem Eindruck von Bildern aus Quṣair ʿAmra wurde diese Theorie sozialpsychologisch dahingehend weiterentwickelt, daß die Kalifen die Abgeschiedenheit der Wüste dazu nutzten, hier fern der Kontrolle durch die Öffentlichkeit bzw. durch die muslimische Geistlichkeit Lustbarkeiten zu genießen, die Muslimen verboten waren. – Wieder andere Forscher nahmen die perfekte Versorgung der Wüstenschlösser mit Wasser zum Anlaß, in ihnen eine Art landwirtschaftliche Staatsdomänen zu sehen: Einen konkreten Ansatzpunkt für die Entwicklung dieser Theorie boten etwa die Gegebenheiten in Qaṣr al-Ḥeir aš-Šarqi; aber auch die perfekte Wasserversorgung von Qaṣr al-Ḥallābāt ließe sich als Argument für diese Theorie anführen. Dazu fügt sich gut der religiös-politische Aspekt, daß die umayyadischen Herrscher als Muslime andere Muslime nicht enteignen durften: Landbesitz als Basis der Macht ließ sich praktisch nur in der Wüste ohne größere Probleme erwerben; er ließ sich bei einer entsprechenden Versorgung mit Wasser dann natürlich auch wirtschaftlich nutzen. Angesichts der architektonischen Anlage der Wüstenschlösser nach dem für Städte typischen Beit-System – mehrere geschlossene Wohneinheiten von fünf und mehr Räumen sind um einen Hof in der Mitte des Gebäudes angeordnet – und der prächtigen Repräsentationsräume spricht indes wenig für diese Theorie. – So dürfte am ehesten die verschiedene Aspekte kombinierende Vermutung von Heinz Gaube zutreffen, die Umayyaden hätten die Wüstenschlösser als Orte einer rotierenden Hofhaltung in die Wüste gesetzt, um so eine Kontrolle auch über die Nomaden in ihrem Herrschaftsgebiet ausüben zu können: Den beduinischen Stammesführern, die zu Beratungen oder Festen in die prächtigen Residenzen kamen, konnte hier sinnenfällig (und in der gleichen Form wie den Städtern) die Bedeutung und Macht ihrer Oberherren demonstriert werden; daß die Kalifen so das politisch Nützliche mit dem Angenehmen (Jagd, gutes Klima, geringe Sozialkontrolle) verbinden konnten, war zweifellos ein weiterer Beweggrund für die Errichtung der Wüstenschlösser bzw. für den Umbau von römischen Kastellen in palastartige Bauten.
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Objekte: | Palast / Schloß, قصر, Qaṣr, Qasr, Quasr, Ḳaṣr, Kasr, Qazr, Pl. قصور, Deminutiv قصير, Quṣūr, Quṣair, Quṣayr, Quṣeir, Ḳuṣejr, Quseir, Quser, Qusayr, سراى, sarāy, Saray, Serail, Palace, Castle |
Personen: | Umayyaden, الأمويون, بنو أمية, Banū Umayya, al-Umawīyūn, Umayyad, Umayaden, امویان, Umajaden, Umajjaden, Umaijjaden, Umaijaden, Umaiyaden, Umaiyyaden, Umeyyaden, Umiyaden, Umijaden, Ummayyaden, Ummayaden, Ummaiyaden, Umayiden, Umayyiden, Umajiden, Ummayyiden, Ummayiden, Omayyaden, Omayaden, Omaiyaden, Omajaden, Omaijaden, Omajjaden, Omaijjaden, Omaiyyaden, Omajjiden, Omajiden, Omayiden, Omayyiden, Omaijiden, Ommayyaden, Ommayaden, Ommajaden, Ommajjaden, Ommaijaden, Ommejaden, Ommeyaden, Ommijaden, Omeijaden, Omeiyaden, Omeyaden, Omejaden, Omijaden, Omijjaden, los Omeyas, Omeyyades, Umayyah, al-Umawiyyūn, Banu Umaiya, Umawiyun, |
Ortslage: | Qasr Ḫarāni, Qasr Ḫarāneh, Qasr al-Harrana, Ḫarâna, Ḫarâni, Kharānā, Kharana, Kharāneh |
Provinz: | Amman, محافظة العاصمة, Muḥāfaẓat al-ʿĀṣima, Mohafazat al-Aṣima, Muhafazat al-Asima |
Land: | Haschemitisches Königreich Jordanien, الأردنّ, المملكة الهاشمية الأردنية, al-Mamlaka al-Hāšimīya al-Urdunnīya, al-Urdunn, Al-Mamlakah al-Urdunniyyah al-Hāšimiyyah, al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāschimiyya, Al-Urdonn, Hashemite Kingdom of Jordan |
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Literatur u.a.: | K.A.C. Creswell, Early Muslim Architecture, Vol. II, Oxford 1932 (2nd Edition 1969) |
Publizist: | KiBiDaNo |
Aufnahme-Kontext: | Orientreise 1977: Cypern-Libanon-Syrien-Jordanien-Israel-Jordanien-Syrien-Türkei (Rüdiger Bartelmus, Christa Edelhoff, Angelika Vogel, Peter Weyde) |
Kategorien: | Nutzbauten, Repräsentationsbauten, 7. Jh. n. Chr., 8. Jh. n. Chr., Steppen, Wüsten, Amman |
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Letzte Änderung: | 08.04.2013 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00009676 |
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