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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00007530 |
Titel: | Aleppo / Umayyadenmoschee, Mihrab |
Landessprachlich: | حلب / الجامع الأموي / محراب |
Ort: | Aleppo (PHS) |
Provinz/Region: | Aleppo
-
Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 03.09.2006 |
Texte: | Sybille Kambeck, Tom Fleischer, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Beter vor dem zentralen Mihrab in der Umayyadenmoschee in Aleppo. Rechts von ihnen der aus dem 15. Jh. n.Chr. stammende Mimbar aus Ebenholz – prunkvoll gestaltet mit Einlegearbeiten aus Elfenbein und anderen kostbaren Materialien.
Die Umayyadenmoschee ist die größte der historischen Moscheen Aleppos; gewöhnlich wird sie freilich schlicht "Große Moschee" genannt. Dass sich der in der Literatur bevorzugte Name nicht allgemein durchgesetzt hat, der sich auf die Gründung der Moschee durch Walid I. und die Vollendung des Baus unter dessen Bruder Sulaiman bezieht, hat gute Gründe. Denn auch wenn die Moschee ihre Gründung – wie ihre große Schwester in Damaskus – den Umayyaden verdankt, hat sie doch mit letzterer wenig gemein. Diese Feststellung gilt sowohl im Blick auf die Form des Baus wie auch (und vor allem) auf das Alter der Bausubstanz: Mit den Umayyaden hat allenfalls der Grundriss des Kerns der Moschee noch etwas zu tun, der in etwa dem des gegen Anfang des 8. Jh.s errichteten Baus entspricht. Letzterer war 962 durch die Byzantiner zerstört, dann aber unter den Hamdaniden wieder aufgebaut worden. Aber auch von dem auf den Ruinen der ersten Moschee errichteten Ersatzbau der Hamdaniden blieb kaum etwas erhalten, denn er brannte 1169 völlig ab. Immerhin bis zum Beginn das 3. Jtsd.s erhalten blieb aus dieser Zeit nur das unter dem Seldschuken Aksunkur (im Auftrag des großseldschukischen Sultans Malik Shah) zwischen 1090 und 1095 dem hamdanidischen Bau beigefügte 45m hohe Minarett – 2013 wurde es unglücklicher Weise ein "Kollateralschaden" des Bürgerkriegs. Die übrige Bausubstanz wurde im wesentlichen unter den Zengiden Imadaddin und Nuraddin im 12./13. Jh. geschaffen, freilich unter den Mamluken im 14./15. Jh. noch einmal entscheidend umgestaltet; auf Erstere geht übrigens eine Ausweitung des für die Moschee beanspruchten Areals im Südosten zurück.
An einem Punkt hat sich das Grundkonzept der Umayyaden indes erhalten: In der Moschee von Aleppo hat Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer einen Maqam, in Damaskus Johannes selbst; ein weiteres – zumindest historisch – verbindendes Element besteht darin, dass beide Moscheen bewusst an die Stelle einer Kirche gesetzt wurden: In Aleppo war dies eine Kathedrale der hl. Helena, in Damaskus eine Johanneskirche. Vielleicht war es dieser "Missbrauch" der christlichen Tradition, der Kaiser Nikephoros II. Phokas veranlasste, die erste Umayyadenmoschee 962 völlig zu zerstören. |
Sachl. Kontext: |
Bereits in der Mitte des 3. Jtsd.s. v.Chr. war der ca. 50m hohe Hügel, auf dem sich die Zitadelle von Aleppo befindet, Zentrum einer größeren Siedlung....
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Bereits in der Mitte des 3. Jtsd.s. v.Chr. war der ca. 50m hohe Hügel, auf dem sich die Zitadelle von Aleppo befindet, Zentrum einer größeren Siedlung. Der markante Hügel wurde als Wohnsitz des (nord-) syrischen Wettergottes Hadad angesehen und so bald zu dessen zentralem Kultort. Im 18. Jh. v.Chr. wird Aleppo (Ḫalaba) in keilschriftlichen Dokumenten (v.a. aus dem mesopotamischen Raum und dem westlich von Aleppo gelegenen Alalaḫ) als Hauptstadt eines bedeutenden Stadtstaates mit Namen Yamkhad (Yamḫad; Jamchad) erwähnt. Die Phase der Selbständigkeit endete in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s v.Chr.: Der Hethiterkönig Muršili I., der Babylon 1531 v.Chr. eroberte, dürfte den Feldzug dorthin schwerlich unternommen haben, ohne vorher Aleppo (Yamkhad) "neutralisiert" zu haben. Danach folgte eine kurze Phase der Abhängigkeit vom Reich von Mitanni. Im 14. Jh. v.Chr. gewannen wieder die Hethiter die Oberhand in (Nord-)Syrien: Anders als Tudḫaliya III., der nach einem Sieg über Mitanni noch einen Vertrag mit Aleppo schloss, eroberte dessen Nachfolger Šuppiluliuma I. die Stadt und gliederte sie in das hethitische Großreich ein. Nach einer längeren Phase erneuter Unabhängigkeit als Zentrum eines "späthethitischen" bzw. aramäischen Kleinstaats (ab ca. 1200 v.Chr.) eroberte der Assyrerkönig Salmanassar III. (858-824) die Stadt und bezog sie und ihr Umfeld in das den ganzen Nahen Osten umfassende neuassyrische Großreich ein, das wiederum rund 200 Jahre später an die Babylonier fiel, die ihrerseits nach etwa 100 Jahren von den Persern als Zentralmacht im Nahen Osten abgelöst wurden. Genauere Informationen über die Rolle Aleppos in dieser Phase der Geschichte, insbesondere in der Perserzeit, fehlen. Historisch greifbare Bedeutung gewann Aleppo erst wieder in der hellenistischen Zeit: Unter dem Diadochen Seleukos Nikator I. wurde die nunmehr Beroia genannte, quasi neu gegründete Stadt bald nach 300 v.Chr. zu einem wichtigen Handelszentrum. Diese Rolle behielt Aleppo auch während der Herrschaft Roms – Pompeius war es gelungen, Aleppo 69 v.Chr. in den römischen Herrschaftsbereich einzugliedern. Als im 4.Jh. n.Chr. Ostrom (Byzanz) an die Stelle von Rom trat, änderte sich so gut wie nichts an der Rolle von Aleppo als Handelsmetropole.
Relativ bald nach der muslimischen Eroberung (636 n.Chr.) wurde Aleppo dann aber für längere Zeit auch zu einem politischen Machtzentrum bedeutender Dynastien: Die Zengiden und Ayyubiden bekämpften von hier aus erfolgreich die Kreuzfahrer. 1260 fiel Aleppo an die Mongolen, die große Zerstörungen in der Stadt anrichteten. Unterbrochen von einem kurzem zweiten Überfall durch die Mongolen war die Stadt dann bis 1516 ein wichtiges administratives Zentrum des Mamlukenreiches, danach fiel sie an die Osmanen. In der Folgezeit verlor Aleppo an politischer Bedeutung, blieb aber ein immerhin ein Verwaltungszentrum; v.a. aber behielt die Stadt ihre Rolle als Metropole des Orient-Handels. In ihr konnten Menschen aus unterschiedlichsten Ethnien, gleichgültig ob sie muslimischen, christlichen, jüdischen oder eines anderen Glaubens waren, relativ konfliktfrei miteinander leben. Analoges galt bis ins frühe 20. Jh. für die gesamte – aus drei Sandschaks bestehende – Vilayet (Provinz) Aleppo, die damals bis weit in die heutige Türkei hinein reichte. Im Rahmen der Zerschlagung des Osmanischen Reiches auf der Basis des Sykes-Picot-Abkommens und der Wirren bis zur Gründung der Republik Türkei kam es in den schließlich der Türkei zugeschlagenen Sandschaks Marasch und Urfa zu Pogromen gegen Minderheiten, v.a. gegen die Armenier. In Aleppo selbst (und Teilen des zugehörigen gleichnamigen Sandschaks) blieben die Armenier und andere religiöse bzw. ethnische Minderheiten wie z.B. die Kurden weitgehend unbehelligt.
Im Verlauf des 20. Jh.s wuchs Aleppo – zunächst unter der französischen Mandatsverwaltung, dann als Teil der säkular orientierten Republik Syrien – zu einer Millionenstadt an: Am polyethnischen, religiös toleranten Charakter der Stadt änderte sich bis ins erste Jahrzehnt des 21. Jh.s nur wenig. Soziale Spannungen zwischen den Bewohnern der rasch wachsenden, architektonisch eintönigen Neubauviertel und den reicheren Bevölkerungsschichten in der Innenstadt waren freilich auch hier (wie praktisch überall in Großstädten dieser Dimension) schon im letzten Drittel des 20. Jhs. nicht zu übersehen. Parallel dazu entwickelten sich – zunächst unterschwellig – Spannungen zwischen der sunnitischen Mehrheit und dem Rest der Bevölkerung, die von den Golfstaaten und v.a. von Saudi-Arabien (aber auch von Seiten der Türkei) nach Kräften befördert wurden, und die 2011 dann in einen (im Westen wegen anfänglicher vereinzelter demokratischer Proteste fälschlich als Teil des sog. arabischen Frühlings interpretierten) Krieg zwischen mehr oder weniger radikalen sunnitischen Gruppen und der die säkulare Verfassung verteidigenden, autokratischen Zentralregierung ausmündeten: Ende 2016 war etwa die Hälfte der einst blühenden Metropole quasi dem Erdboden gleichgemacht; bereits in den Jahren davor waren Teile der Altstadt – darunter der Suq und das Minarett der Umayyadenmoschee – zerstört worden.
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Objekte: | al-ǧâmi' al-umawî, al-Ǧāmiʿ al-Umawī, المسجد الاموي, al-masǧid al-umawî, المسجد الاموي الكبير, al-masǧid al-umawî al-kabîr, Umayyad mosque, الجامع الكبير, al-ǧāmiʿ al-kabīr, al-Dschami al-Kabir, Ǧāmiʿ al-Kabīr, al-ǧâmi' al-kabîr, Große Moschee, Great Mosque, جامع بني أمية الكبير حلب, dschami bani umayyat-ul-kabir halab, Mihrab, محراب, Miḥrāb, Mihrâb, Mihraab, Mikhrab, Michrab, Mehrab, Mehraab, Mekhrab, Mahrab, Mahraab, Mohrab, Pl. محاريب, Maḥārīb, Gebetsnische, Prayer Niche, Minbar, منبر, Mimbar, Menbar, Membar, Minber, Mimber, Monbar, Munbar, Pl. منابر, Manābir, Kanzel, Pulpit, Moschee, جامع, Ǧâmiʿ, Ǧāmiʿ, Ǧâmi', Ǧāmi', Ǧumʿah, Ǧum'ah, Ǧumʿeh, Ǧum'eh, Gami'a, Gami', Jumeh, Jumih, Jumi, Jume, Jome, Jomi, Jameh, Jame, Jamih, Jami, Jâmi, Jâme, Djami, Djame, Djome, Djuma, Djomeh, Djameh, Pl. جوامع, Ǧawāmiʿ, مسجد, Masǧid, Masǧed, Masjid, Masjed, Masgid, Masged, Masdschid, Masdsched, Masdjid, Masd̲j̲id, Masdjed, Mascid, Masced, Meczet, Mosque, مسجد جامع = große Moschee, Freitagsmoschee, Great Mosque, Versammlungsmoschee, Congregational Mosque, Pl. مساجد, Masāǧid |
Personen: | Nur ad-Din, نور الدين زنكي, Nūr ad-Dīn Zankī, Nuredin Zanki, Nur ad-Din Zangi, Nur ad-Din Zengi, الملك العادل نور الدين ابو القاسم محمود بن زنكي, al-Malik al-ʿĀdil Nūr ad-Dīn Abu l-Qāsim Maḥmūd b. Zengī, Al-Malik al-Adil Nur ad-Din Abu l-Qasim Mahmud ibn Zengi, Nūr al-Dīn Maḥmūd b. Zankī, Nur ad-Din Mahmud, Nur ed-Din, Nur al-Din, Nureddin, Nuraddin, Nuruddin, Umayyaden, الأمويون, بنو أمية, Banū Umayya, al-Umawīyūn, Umayyad, Umayaden, امویان, Umajaden, Umajjaden, Umaijjaden, Umaijaden, Umaiyaden, Umaiyyaden, Umeyyaden, Umiyaden, Umijaden, Ummayyaden, Ummayaden, Ummaiyaden, Umayiden, Umayyiden, Umajiden, Ummayyiden, Ummayiden, Omayyaden, Omayaden, Omaiyaden, Omajaden, Omaijaden, Omajjaden, Omaijjaden, Omaiyyaden, Omajjiden, Omajiden, Omayiden, Omayyiden, Omaijiden, Ommayyaden, Ommayaden, Ommajaden, Ommajjaden, Ommaijaden, Ommejaden, Ommeyaden, Ommijaden, Omeijaden, Omeiyaden, Omeyaden, Omejaden, Omijaden, Omijjaden, los Omeyas, Omeyyades, Umayyah, al-Umawiyyūn, Banu Umaiya, Umawiyun, |
Ortslage: | Aleppo (PHS), حلب, Ḥalab, Halab, Ḫalab, Halaba, Hallaba, Chalba, Haleb, Ḫalpa, Halpa, Halap, Halep, Helep, Madinat Halab, Madînat Ḫalab, Khalepion, Haleppo, Aleppe, Alep, Alepo, Beroia, Beröa, Beroea, Berea |
Provinz: | Aleppo, محافظة حلب, Muḥāfaẓat Ḥalab, Muhafazat Halab, Mohafazat Halab, Halaba, Ḥalab, Aleppe, Alep, Alepo, Haleb, Haleppo |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | H. Gaube, E. Wirth, Aleppo. Historische und geographische Beiträge zur baulichen Gestaltung, zur sozialen Organisation und zur wirtschaftlichen Dynamik einer vorderasiatischen Fernhandelsmetropole (= Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients. Reihe B, Geisteswissenschaften, Nr. 58), Wiesbaden 1984, M. Fansa, H. Gaube, J. Windelberg (Hrsg.), Damaskus-Aleppo. 5000 Jahre Stadtentwicklung in Syrien, Mainz 2000, E. Wirth, Die orientalische Stadt im islamischen Vorderasien und Nordafrika. Städtische Bausubstanz und räumliche Ordnung, Wirtschaftsleben und soziale Organisation, 2 Bde., Mainz 2000. |
Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Syrienexkursion 2006 der Theologischen und Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus (Institut für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie) und Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam (Institut für Orientalistik, Lehrstuhl für Islamwissenschaft) |
Kategorien: | Sakral, Islamisch, Sunnitisch, Freitagsmoschee, 8. Jh. n. Chr., 9. Jh. n. Chr., 10. Jh. n. Chr., 11. Jh. n. Chr., 12. Jh. n. Chr., 13. Jh. n. Chr., 14. Jh. n. Chr., 15. Jh. n. Chr., 16. Jh. n. Chr., 17. Jh. n. Chr., 18. Jh. n. Chr., 19. Jh. n. Chr., 20. Jh. n. Chr., 21. Jh. n. Chr., Aleppo (PHS), Stadt |
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Letzte Änderung: | 03.02.2017 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00007530 |
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