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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00005087 |
Titel: | ar-Rusafa / Zisterne |
Landessprachlich: | الرصافة / جب |
Provinz/Region: | Ar-Raqqa
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Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 01.09.1999 |
Texte: | Jan Marr, Tilman Neuschild, Rüdiger Bartelmus, Tom Fleischer |
Beschreibung: | Das Innere einer der im Südwesten Rusafas gelegenen Zisternen. Diese wurden aus dem felsigen Untergrund "gesprengt" und mit Gipssteingewölben verschlossen, um die Verdunstung und Verunreinigung des Wassers zu verhindern.
Die vier Wasserspeicher für die Trockenzeit, drei im Süd- und einer im Nordwesten Rusafes, speicherten das Wasser, das im Winter in den Wadis außerhalb zusammenlief. Dort hielt es zunächst ein Staudamm. Durch ein Absinkbecken wurde der Schlamm aus dem Wasser getrennt, das darauf in einen Kanal strömte. An dessen Ende befand sich ein Tetrapylon, durch dessen vier Tore das Wasser in die vier Zisternen geleitet wurde. Wenn es in den Zisternen gesammelt war, schöpfte man es von mehreren Öffnungen am Scheitelpunkt des überwölbten Beckens aus ab.
In der größten Zisterne fanden mit einem Höchstwasserstand von 13 Metern 15 000 Kubikmeter Wasser Platz. Umgerechnet konnten mit allen vier Zisternen über die Trockenzeit verteilt 6000 Menschen mit je 10 Litern Wasser pro Tag versorgt werden.
Auch wenn die Zisternen bei Prokopios von Caesarea als von Justinian erbaut erwähnt sind, kann man aufgrund von architektonischen Anhaltspunkten spekulieren, ob sie nicht schon früher geschaffen wurden. |
Sachl. Kontext: |
Bereits im 9. Jh. v.Chr. diente das ca. 50 km südlich von Ar-Raqqa in der syrischen Wüste gelegene ar-Rusafa als assyrischer Verwaltungssitz. In der Folgezeit...
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Bereits im 9. Jh. v.Chr. diente das ca. 50 km südlich von Ar-Raqqa in der syrischen Wüste gelegene ar-Rusafa als assyrischer Verwaltungssitz. In der Folgezeit wurde die auch im Alten Testament erwähnte Stadt zu einer bedeutenden Station auf der Karawanenstraße nach Palmyra. Die strategische Bedeutung als Karawanenstadt blieb in der Seleukidenzeit erhalten. Auch die Römer maßen der Stadt dank ihrer hervorragenden Lage große Bedeutung zu.
Der römische Kaiser Diokletian ordnete am Ende des 3. Jh. n.Chr. eine Befestigung des Ortes an, um die Grenze gegen die Sassaniden zu sichern. Ebenfalls unter der Herrschaft Diokletians soll der Soldatenheilige Sergios im Zuge der letzten großen Christenverfolgung vor den Mauern der Stadt hingerichtet worden sein. Über dem Grab des Mannes, der dem Christentum nicht hatte abschwören wollen, wurde eine Kirche errichtet, und in Verbindung mit dem Tod des nur wenige Tagereisen entfernt begrabenen Märtyrers Bacchus evozierte sein Tod eine derart heftige Welle der Verehrung, daß den beiden Heiligen seit dem 5. Jh. überall im Land Kirchen geweiht wurden. Der Märtyrerkult um den Soldatenheiligen ließ das im 5. Jh. in Sergiopolis umbenannte ar-Rusafa zu einem berühmten Pilgerort werden. 434 zum Bistum erhoben, wurde der Ort schon am Ende des 5. Jh. zum Metropolitensitz. Aufgrund des Reichtums der Kirchen der Stadt veranlaßte der byzantinische Kaiser Justinian in der ersten Hälfte des 6. Jh. eine umfassende Reparatur der Befestigungen – Prokopios von Caesarea hat darüber ausführlich berichtet –, zudem wurden riesige Zisternen gebaut. Nach zwei vergeblichen Anläufen konnten die Sassaniden unter Khosrow II. die Stadt im Jahr 616 dennoch den Byzantinern entreissen.
Nach der arabischen Eroberung ar-Rusafas im Jahr 636 erlebte der Ort insbesondere unter dem umayyadischen Kalifen Hisham eine neue Blüte. Der Kalif ließ sich südlich des Stadtareals einen Palast errichten. In den Mauern der Stadt wurden u.a. eine Moschee, ein Khan und Bäder erbaut. Nach der Übernahme der Macht durch die Abbassiden wurden die Residenz und das Grabmal Hishams – der Kalif hatte sich in ar-Rusafa beisetzen lassen – zerstört. Ein Erdbeben am Ende des 8. Jh.s beschädigte die Bauten der Stadt schwer. Nach weiteren Zerstörungen durch die Mongolen im 13. Jh. wurde die Stadt dann nicht mehr als Stützpunkt an der Karawanenroute nach Palmyra genutzt und verfiel. Erst im ausgehenden 17. Jh. "entdeckten" englische Kaufleute die Ruinen der Stadt wieder. Da praktisch alle Bauten in ar-Rusafa aus dem lokal vorhandenen Gipsstein erstellt worden waren, war der Erhaltungszustand der Gebäude und Mauern ungleich schlechter als etwa in den „Toten Städten“ im Nordwesten Syriens.
Seit Beginn des 20. Jh.s begannen v.a. deutsche Archäologen eine systematische Erforschung des Ruinengeländes. Nach dem 2. Weltkrieg waren es v.a. Johannes Kollwitz, Thilo Ulbert und Dorothée Sack, die mit Unterstützung durch das Deutsche Archäologische Institut erfolgreich Grabungskampagnen und – behutsame – Restaurierungs- bzw. Stabilisierungsarbeiten an den Ruinen durchführten. Informationen darüber, ob und inwieweit die Horden des sog. Islamischen Staats, dessen "Hauptstadt" für einige Zeit das nahe gelegenen Raqqa war, die Restaurierungsarbeiten, die die deutschen Archäologen und der syrische Altertümerdienst vor und nach der Wende zum 3. Jtsd. durchgeführt haben, wieder zunichte gemacht haben, ist dem Bearbeiter nicht bekannt (Stand 2019).
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Objekte: | Zisterne, جب, Ǧubb, Jubb, Djubb, Dschubb, Cistern |
Personen: | Diokletian, ديوكليتان, Dīyūklītān, Diyuklûsiyân, Diocletian, Diocletianus, Dioclétien, Hischam, هشام, Hišām, Hisham, Hicham, Hescham, Hesham, Hischaam, Hishaam, Heshaam, Khosrow II., خسرو پرویز, Ḫosru Parvīz, Chosrau Parwīz, Ḫosrow, Xusrō, Chosrow, Chosrou Parvez, Khosrau Parwez |
Ortslage: | Ruṣâfa, Rusafa, Rusafe, Ar-Rusafah, Resafa, Rasafa, Resafe, Al-Resapha, Rasapa, Rasappa, R'safah, Risafe, Receph, Rezef, Resef, Rezeph, Sergiopolis, سرجيوبولس, سيرجيوبوليس, Sirǧiyûbûlis, Sîrǧiyûpûlîs, Serjiopolis, Sirgiopolis, Sergiupolis |
Provinz: | Ar-Raqqa, محافظة الرقة, Muḥāfaẓat ar-Raqqāh, Muḥāfaẓat ar-Raqqa, Muhafazat ar-Raqqah, Mohafazat ar-Raqqa, Raqqa, Al-Rakka, Rakka, Rekka, Raqqah, Racca |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | S. Westphalen, Resafa. Bericht über die Ausgrabungen 1997 bis 1999, Damaszener Mitteilungen 12 (2000) 325-365 + Tafel 73-81, Th. Ulbert (Hrsg.), M. Konrad, Forschungen in Resafa-Sergiupolis, Berlin-Boston 2016 |
Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Syrienexkursion der Theologischen Fakultät der CAU Kiel 1999 unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und PD Dr. Klaus Fitschen |
Kategorien: | Wasserbau, 6. Jh. n. Chr., Ar-Raqqa, Stadt |
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Letzte Änderung: | 05.04.2020 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00005087 |
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