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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00004270 |
Titel: | Palmyra / Triumphtor / Westnekropole |
Landessprachlich: | تدمر / قوس النصر / مقبرة غربية |
Ort: | Tadmur |
Provinz/Region: | Hims
-
Arabische Republik Syrien |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 28.08.1999 |
Texte: | Jan Marr, Tilman Neuschild, Tom Fleischer, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Das "hadrianische Triumphtor" am Beginn der großen Säulenstraße – im Hintergrund die Westnekropole. Die marodierenden Banden des sog. Islamischen Staats haben dem Vernehmen nach auch dieses einmalige Bauwerk zerstört (Stand Oktober 2015). |
Sachl. Kontext: |
Das am südöstlichen Ende der Kolonnadenstraße gelegene Triumphtor wurde um das Jahr 200 n.Chr. - zur Zeit des Imperators Septimius Severus - errichtet....
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Das am südöstlichen Ende der Kolonnadenstraße gelegene Triumphtor wurde um das Jahr 200 n.Chr. - zur Zeit des Imperators Septimius Severus - errichtet. Durch seinen dreieckigen Grundriß gleicht es eine Richtungsänderung der Hauptstraße um einen Winkel von ca. 30 Grad aus.
Beginnend am Triumphtor setz(t)en sich die Kolonnaden der "Großen Säulenstraße" in nordwestlicher Richtung auf einer Gesamtlänge von ca. 1,2 km fort. Anders als ein geradlinig verlaufender, römischer Cardo knickt die Säulenstraße in ihrem Verlauf mehrfach ab, da bei ihrer Errichtung bereits bestehende Bausubstanz berücksichtigt werden mußte. Der Bau der Kolonnaden erfolgte in mehreren Teilabschnitten von Nordwest nach Südost. Abgeschlossen waren diese Arbeiten nicht vor dem Beginn des 3. Jh n. Chr. Auf den der Straße zugewandten Seiten der Kolonnadensäulen wurden Konsolen angebracht, auf denen die Statuen/Köpfe von bedeutsamen Persönlichkeiten Palmyras aufgestellt wurden. Sowohl die Namen als auch die Leistungen der jeweils geehrten Person wurden jeweils in griechischen und aramäischen Inschriften festgehalten. – Die kurze Zeit der Blüte Palmyras reichte nicht aus, all diese Konsolen mit Statuen der städtischen Aristokratie zu versehen – einige blieben leer.
Die ca. 140 km östlich von Homs und ca. 210 km nordöstlich von Damaskus im Zentrum der syrischen Wüste gelegene Oase Tadmur war im Altertum (bis in die Anfänge der muslimischen Zeit) eine wichtige Station auf dem bedeutenden Handelsweg zwischen den Häfen der syrischen Mittelmeerküste und den Märkten Mesopotamiens und Persiens, aber auch Indiens, Zentralasiens und Chinas. In der Neuzeit gewann Palmyra dank der relativ gut erhaltenen Ruinen aus seiner Blütezeit im 3. Jh. n. Chr. große wirtschaftliche Bedeutung als Touristenattraktion. Die UNESCO nahm Palmyra in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten auf. Im syrischen Bürgerkrieg im Jahre 2015 von den Banden des sog. Islamischen Staats erobert, begann freilich eine konsequente Zerstörung der antiken Ruinen – beginnend bei den Tempeln und Grabtürmen. Anfang Oktober 2015 wurde auch das Triumphtor am Beginn der großen Kolonnadenstraße zerstört. Was noch erhalten bleiben wird, ist nicht absehbar.
Ca. 75000 Jahre alte Höhlenfunde beweisen, daß Tadmur schon in der Altsteinzeit besiedelt war. Die erste schriftliche Erwähnung der Oase findet sich in einem Dokument aus dem 19. Jh. v.Chr. Spätestens in hellenistischer Zeit gewann die Oasensiedlung eine Bedeutung als Handelsplatz. Nach der Eingliederung in das Römische Reich durch Pompeius im Jahr 64. v.Chr. blühte die von den Römern Palmyra genannte Stadt – bedingt durch ihre strategisch günstige Lage in der Grenzregion zwischen Rom und dem Reich der Parther – weiter auf. Im 2. Jh. n.Chr. wurde der Großteil des Handels zwischen den beiden Imperien über die Märkte Palmyras abgewickelt. Aber schon bald nach der Erhebung in den Status einer römischen Kolonie (durch Caracalla; 212) folgte der Sturz der Handelsmetropole. Als 226 die Dynastie der Sasaniden die Herrschaft über Persien antrat, kam es zu einer Reihe von Auseinandersetzungen zwischen diesen Nachfolgern der Parther und dem Imperium Romanum. Aufgrund der feindlichen Politik der Sasaniden von ihren Märkten im Osten abgeschnitten, stellten sich die Palmyrener unter der Führung des Senators Odainat auf die Seite Roms. Mit der Hilfe Palmyras gelang es den Römern, die Sasaniden für einige Zeit zurückzuschlagen und die alten Grenzen wiederherzustellen. Aus Dank gewährte der römische Kaiser Gallienus Odainat erhebliche Befugnisse über weite Teile Syriens und Ostanatoliens und ernannte ihn zum "dux Romanorum". Nach der Ermordung Odainats im Jahr 267 übernahm dessen Witwe Zenobia (die vielleicht an dem Mord nicht ganz unbeteiligt war) stellvertretend für ihren minderjährigen Sohn Vaballathus die Regentschaft, löste sich von Rom und übernahm die Herrschaft über große Teile Kleinasiens und Syriens. 270 fiel sogar die Herrschaft über Ägypten für kurze Zeit an Zenobia und ihren Sohn. Um ihre Bedeutung als autonome Herrscherin zu unterstreichen, beanspruchte sie für Vaballathus den Titel eines "imperator", proklamierte ihn als Augustus (und sich als Augusta) und ließ die Stadt prächtig ausbauen. Der 271 an die Macht gekommene Imperator Aurelian beantwortete diese Provokation mit einer militärischen Intervention. 272 begann er in Byzanz einen Feldzug in Richtung Osten. Nach ersten erfolgreichen Kämpfen im Westen Kleinasiens gingen Kappadokien und Kilikien freiwillig wieder zu den Römern über, bei Antiochia und ein weiteres Mal bei Emesa (Homs) errang Aurelian Siege über das palmyrenische Heer. Die Oasenstadt selbst konnte er danach kampflos einnehmen. Zenobia versuchte, zu den Sasaniden zu fliehen, wurde aber auf der Flucht gefangen genommen. In der Historia Augusta (einer freilich unsicheren Quelle) wird berichtet, daß Zenobia bei Aurelians Triumphzug in Rom unter den mitgeführten Gefangenen gewesen wäre; danach habe sie aber wie eine römische Dame in einer Villa in Tivoli gelebt. – Schon kurz nach der Wiedereingliederung Palmyras in das Imperium Romanum brach erneut ein Aufstand der Palmyrener aus, daraufhin ließ Aurelian die Stadt 273 plündern. Als Grenzgarnison blieb Palmyra dennoch bis in byzantinische Zeit bedeutend, erlebte aber (unterbrochen von einer kurzen Renaissance im 7. Jh.) einen schleichenden Niedergang als Handelszentrum. Die ruhmreiche Geschichte und der Ort selbst geriet in Vergessenheit: Arabische Autoren des Mittelalters meinten, die Ruinen in Palmyra seien auf die Bautätigkeit des "Propheten" Salomo zurückzuführen. Erst im 17. Jh. wurden antiken Ruinen nahe der mittlerweile auf die Größe eines Dorfes geschrumpften Oasensiedlung Tadmur durch den italienischen Reisenden Pietro della Valle für Europa "wiederentdeckt".
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Objekte: | Bawwâba, Friedhof / Nekropole, مدفن, مقبرة, Madfan, Maqbara, Pl. مقابر, مدافن, Madāfin, Maqābir, Cemetery, Graveyard, Necropolis, Grab / Grabanlage, قبر, Qabr, Quabr, Qabar, Qaber, Qabir, Qubr, Ḳabr, Kabr, Kubr, مثوى, Maṯwan, Mathwan, Pl. قبور, Qubūr, Pl. مثاو, Maṯāwin, لحد, laḥd, ضريح, ḍarīḥ, Darih, Tomb, Grave, Burial Site, Tor / Portal / Paß, باب, Bāb, Bab, Baab, بوابة, Bawwāba, Bawwaba, Bawaba, Bauwaba, Pl. بوابات, أبواب, Abwāb, Bawwābāt, Door, Gate, Gateway, Porch |
Personen: | Septimius Odaenathus, Septimia Zenobia, Bat-Zabbai, الزباء بنت عمرو بن الظرب بن حسان بن أذينة بن السميدع, az-Zabbāʾ bint ʿAmru ibn Ẓarab ibn Ḥasān ibn ʾAḍīna ibn as-Samīdaʿ |
Ortslage: | Tadmur, Palmyra, Palmyre, Palmira, Thadmur, Tadmor, Tudmor, Tedmor, Todmor, Tidmor, Tadmier, Tatmor, Thadamor, Theodmor, Thedmor, Tadmoor |
Provinz: | Hims, محافظة حمص, Muḥāfaẓat Ḥimṣ, Muhafazat Homs, Mohafazat Ḥomṣ, Ḥimṣ, Hums, Hems, Houmousse, Homus |
Land: | Arabische Republik Syrien, الجمهورية العربية السورية, سورية, بلاد الشم, Bilād aš-Šām, Sūrīya, al-Ǧumhūrīya al-ʿArabīya as-Sūrīya, Bilâd aš-Šâm, Sûriyya, Al-Jumhuriya al-'Arabiya as-Suriya, Syrien, Syrie, Suria, Surija, Großsyrien, Greater Syria |
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Literatur u.a.: | A. Schmidt-Colinet (ed.), Palmyra. Kulturbegegnung im Grenzbereich, Mainz 1995, R. Burns, Monuments of Syria. An Historical Guide, London-New York 1999, 162-175. |
Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Syrienexkursion der Theologischen Fakultät der CAU Kiel 1999 unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus und PD Dr. Klaus Fitschen |
Kategorien: | Fortifikation/Militär, Repräsentationsbauten, Sakral, Vorchristlich/Vorislamisch, Grabmäler, Andere Religionen, 1. Jh. n. Chr., 3. Jh. n. Chr., 4. Jh. n. Chr., 7. Jh. n. Chr., Tadmur |
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Letzte Änderung: | 07.10.2015 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00004270 |
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