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MyCoRe ID: | kibidano_kibpic_00001557 |
Titel: | Nemrut Berg / Atatürk Stausee |
Landessprachlich: | Nemrut Dağı / Atatürk Barajı |
Provinz/Region: | Adiyaman
-
Republik Türkei |
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Photograph: | Rüdiger Bartelmus |
Aufnahmedatum: | 13.08.2004 |
Texte: | Christian Demandt, Rüdiger Bartelmus |
Beschreibung: | Blick vom Nemrut Dağı/Kommagene Richtung Südosten auf den Atatürk Baraji. |
Sachl. Kontext: |
Der Stausee Atatürk Barajı (früher Karababa Barajı) liegt südöstlich der Provinzhauptstadt Adıyaman. Der durch einen 1990 fertiggestellten Staudamm gebildete...
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Der Stausee Atatürk Barajı (früher Karababa Barajı) liegt südöstlich der Provinzhauptstadt Adıyaman. Der durch einen 1990 fertiggestellten Staudamm gebildete See dient zusammen mit anderen Talsperren an Euphrat und Tigris (offizieller Name "Südostanatolien-Projekt") zur Bewässerung von fast 2 Millionen ha Ackerland und zur Gewinnung hydroelektrischer Energie.
Der Euphrat ist einer der beiden großen Flüsse, deren Quellen in den – im Winter schneereichen – Gebirgen der östlichen Türkei liegen; der andere ist der Tigris. Die Quellflüsse des Euphrat durchfließen zunächst Teile der Ost-Türkei, bevor sie – vereint als Euphrat – die Ketten des Taurus durchbrechen, um dann Teile von Nord-Syrien und schließlich den südlichen Teil des Irak mit Wasser zu versorgen.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird dem Euphrat indes durch eine Reihe von riesigen Stauseen, die u.a. zum Zwecke der Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen errichtet wurden, viel Wasser entzogen, so dass die Ökosyteme in seinem Umfeld einem starken Wandel unterworfen wurden. Im südlichen Mesopotamien (so nennt man seit der Antike das Land zwischen Euphrat und Tigris, das heute das Kernland des Staatsgebiets des Irak bildet) kann man studieren, was unter den klimatischen Bedingungen der Gegend bei sorglosem Umgang mit künstlicher Bewässerung nach einiger Zeit eintritt: Auch wenn schon Sumerer, Babylonier und Assyrer das Land vermittels von Kanälen redundant bewässert haben, was zu einer gewissen Versalzung der Böden geführt hat – erst „dank“ des industriellen Umgangs mit der Ressource Wasser ist der Süden des Irak inzwischen weitgehend zu einer Salzsteppe, ja Salzwüste geworden.
Nicht anders als im Falle nahezu aller großen Fluss-Systeme der Erde wie z.B. Amazonas, Jangtsekiang, Nil etc. differieren auch beim Euphrat die Angaben über seine Länge erheblich – je nachdem, ob man einen der Quellflüsse in die Berechnung einbezieht bzw. von welchem Punkt an der Fluss den Namen Euphrat trägt. Die Lösung des Problems im Wikipedia-Artikel „Euphrat“ (Stand Mai 2021) ist fragwürdig, nicht nur weil sie mit exakten Zahlen operiert, was bei Flüssen wenig angemessen ist: „Der Euphrat hat eine Länge von 2736 km. Mit seinem längsten Quellfluss, dem Murat, hat er eine Länge von 3380 km. Der andere Quellfluss ist der Karasu („Schwarzes Wasser“). Die beiden Quellflüsse entspringen in der Türkei im Inneren Taurusgebirge und fließen ziemlich parallel in westlicher Richtung. Sie vereinen sich an der Keban-Talsperre (675 km²; 31 km³) zum Euphrat“. Die letzten Sätze sind nicht nur grammatikalisch inkorrekt („an“ anstelle von „in“) und weil darin vom „Inneren Taurusgebirge“ die Rede ist (eine umstrittene Bezeichnung), sie stehen auch in Widerspruch zu Informationen, die man aktuellen Landkarten entnehmen kann und die auch in Google Maps übernommen sind: Folgt man auf den Karten dem Karasu – ausgehend von seiner Quelle in den Kargapazarı dağları nördlich von Erzurum – erscheint spätestens bei Erzincan neben der blauen Linie, die den Fluss anzeigt, anstelle von Karasu der Name „Fırat Nehri“ bzw. „Euphrat“. Ja, auf einer „offizielle“n „Straßenkarte der Türkei / Türkiye resmi Karayolları Haritası“ (erschienen in sieben Teilblättern im Verlag R. Ryborsch, Obertshausen bei Frankfurt am Beginn des 21. Jhs.) findet sich die entsprechende Bezeichnung bereits mehr als 50 km vor Erzincan, so dass der Schluss naheliegt, dass nach dieser neueren Lesart der Euphrat durch die Vereinigung von Karasu und Tuzla Çayı (auch T. Suyu) bei Mercan konstituiert wird. Letzterer Quellfluss entspringt wie die beiden anderen in den „Karasu Aras daǧları“ und fließt auch – analog zu Wikipedia pauschal formuliert – „ziemlich parallel“ zu den beiden anderen „in westlicher Richtung“.
Im Falle des Euphrat ist – unabhängig von dem bereits Gesagten – eine korrekte Angabe zur Länge zudem dadurch erschwert, dass Euphrat und Tigris – nach ihrem Zusammenfluss nordwestlich von Basra – auf den rund 200 km ihres „gemeinsamen Unterlaufs“ (so H. Wehr, Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1977, 429) unter dem Namen Schatt al Arab („Ufer der Araber“) in den Persischen Golf münden: Ein seltsamer Name für die – unbeschadet der extensiven Entnahme von Wasser für landwirtschaftliche und andere Zwecke – in manchen Jahreszeiten immer noch gewaltigen Wassermassen.
Rein semantisch gesehen würde der persische Name „Arwandrud“, der bereits in sasanidischen Quellen belegt ist, besser für diesen Abschnitt des Euphrat passen („rud“ steht nicht für „Ufer“ bzw. „Küste“, sondern ist das persische Wort für „Fluss“). In den einschlägigen Texten meint „Arwandrud“ indes häufig den ganzen Tigris. Den „gemeinsamen Unterlauf“ zweier Flüsse nach dem weniger bedeutenden zu benennen, ist freilich nicht weniger seltsam als das Verfahren, ein Fließgewässer dieser Dimension „Ufer“ oder „Küste“ zu nennen.
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Objekte: | Karababa Baraji, Euphrat, Εὐφράτης, Ευφρατης, Euphrates, Euphrátēs, Eufrates, Eufrate, Euphrate, Eufrat, Ufrātu, Ufrat, Frat, الفرات, al-Furāt, Al-Furat, el Furat, Nahr al-Furât, Nahr al Furāt, Furat Su, Firad, Firat, Fırat, Fırat Nehri, Ferat, Fārat, Froth, Phrāt, Phrat, Prāt, Prâth, Pərat, Pərāt, Pərât, Perat, Perath, פרת, Pu-rat-tu, Purattu, L'Euphrate, River Euphrates, Yeṗrat, Yeprat, Buranun, Buranunu, Buranuna |
Personen: | Antiochos I., Antiochus I. |
Ortslage: | Nemrud Dağ, Nemrut Dagh, Nemrut Dag |
Provinz: | Adiyaman, Adıyaman |
Land: | Republik Türkei |
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Publizist: | KiBiDaNO: Kieler Bilddatenbank Naher Osten |
Aufnahme-Kontext: | Ostanatolien-Exkursion der Theologischen Fakultät der CAU zu Kiel unter Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Bartelmus in Kooperation mit den Instituten für Klassische Altertumskunde und Orientalistik (Philosophische Fakultät) im Sommer 2004 |
Kategorien: | Wasserbau, 20. Jh. n. Chr., Berge, Wasser, Adiyaman |
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Letzte Änderung: | 18.06.2021 |
Statische URL: | https://applux05.rz.uni-kiel.de/kibidano/receive/kibidano_kibpic_00001557 |
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